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Stillstand bedeutet Rückschritt

Auch wenn Ostwestfalen-Lippe glänzend dasteht, sind weitere Reformen nötig


Von Edgar Fels
Die guten Nachrichten - lässt man einmal EADS/Airbus außen vor - reißen nicht ab: Arbeitskräfte werden wieder eingestellt. Immer mehr Unternehmen in Deutschland und auch in der Region melden volle Auftragsbücher und gute Umsätze, hier und da sogar Rekordgewinne. Rückläufig ist auch die Zahl der Firmenpleiten. Dabei liegt Deutschland nach Informationen der Düsseldorfer Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit minus 15 Prozent in Europa hinter Dänemark (minus 20 Prozent) sogar auf Platz zwei.
Dass Ostwestfalen-Lippe bei den meisten wirtschaftlichen Kennzahlen besser dasteht als der Bundesdurchschnitt, ist ein Beweis für die Stärke der mittelständisch geprägten Region. Vor allem die Elektroindustrie und der Maschinenbau gehören zu den Lokomotiven des Aufschwungs. Einer der Gründe, warum es für sie »wie geschmiert« läuft, liegt an den guten Geschäften mit Partnern im Ausland. Allein in Lippe liegt die Exportquote der Industriefirmen bei beachtlichen 40 Prozent.
Zeit für Schulterklopfen bleibt jedoch nicht. Und für Euphorie schon gar nicht. Schließlich basiert ein guter Teil der Erfolge vergangener Monate auf einem vom In- und Ausland getragenen Aufschwung. Ebenso notwendig ist es aber, dass die Unternehmen aus sich heraus ihre Wettbewerbsfähigkeit festigen. Stillstand bedeutet Rückschritt. Darüber müssen sich alle Entscheidungsträger in Wirtschaft, Forschung, Politik und bei den Verbänden im Klaren sein.
Es gibt in der Tat noch viel zu tun, um Ostwestfalen-Lippe als »Wirtschaftsregion mit Perspektiven« voranzubringen. Zwei Stichworte, die auch in den Beiträgen dieser Wirtschafts-Beilage fallen, sind Innovation und berufliche Bildung. Innovationsfähigkeit setzt Bildung voraus. Richtig. Aber auch die Möglichkeit, Forschung zu betreiben. Die Anstrengungen, zusätzlich zu den vorhandenen universitären Einrichtungen auch ein Fraunhofer-Institut sowie ein Max-Planck-Institut in OWL zu etablieren, laufen auf Hochtouren. Die Region braucht dabei aber auch die Unterstützung des Landes.
Allerdings steht OWL - das Kürzel soll als Marke im ganzen Land bekannt gemacht werden - auch mit Nachbarregionen wie dem Münsterland oder dem Rheinland in Konkurrenz. Dabei scheint es ein Kardinalproblem zu sein, dass die Ostwestfalen räumlich weit weg von den Metropolen im Ruhrgebiet und der Landeshauptstadt Düsseldorf liegen. Wird OWL bei der Verteilung öffentlicher Gelder benachteiligt? Es gibt nicht wenige Politiker, die das so sehen.
Es gibt aber auch Risiken - zumindest aus Sicht des Einzelhandelsverbandes OWL, der derzeit Sturm gegen den geplanten Bau von zwei Outletcentern - in Diemelstadt an der A44 und in der Nähe von Osnabrück - läuft. Während sich viele Bürger vielleicht darauf freuen, dort künftig Schnäppchen zu machen, warnt der Verband, die Outletcenter könnten Kaufkraft aus den Städten abziehen, insbesondere aus Paderborn.

Artikel vom 03.03.2007