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Zusammenbruch in 16 Minuten

Wöstmann hakt den Aufstieg ab - Stratos-Wechselspiel ging voll daneben

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Ein Tor aus dem Nichts hat ausgereicht, um das aufgebaute Selbstvertrauen des FC Gütersloh 2000 mit einem Schlag zu zerstören. Die mühsam erarbeitete und trügerische 2:0-Führung nach 70 Minuten reichte dem FCG gegen die Sportfreunde Lotte am gestrigen Sonntag nicht. Vielmehr zeigten sich nach dem Anschlusstreffer der Gäste (74.) Auflösungserscheinungen, die letztlich noch in einer verdienten 2:3 (0:0)-Pleite mündeten.

»Diese drei Punkte hätten wir dringend gebraucht, um oben dran bleiben zu können. Um den Aufstieg brauchen wir uns jetzt keine Gedanken mehr machen«, hakte ein sichtlich enttäuschter Thomas Stratos die Meisterschaft (vorerst) ab: »Es ist traurig. Nach dem 1:2 ist alles zusammengebrochen. Keiner hat mehr Ordnung auf dem Platz schaffen können, die Jungs haben sich komplett aufgegeben. Wenn ich Ambitionen in Richtung Titel haben will, dann muss ich dagegen halten und eine 2:0-Führung nach Hause spielen können.«
Der Lotter Fluch. Bereits im Hinspiel musste der FCG trotz einer 4:0-Führung noch zittern und kassierte in den letzten 20 Minuten drei Treffer. Diesmal war es wieder so - und Gästecoach Klaus Bienemann war verständlicherweise begeistert: »Nach 70 Minuten dachte, es läuft wie so oft in dieser Saison und wir werden für unsere kämpferisch hervorragende Leistung nicht belohnt. Aber dann hat meine Mannschaft wie im Rausch gespielt und das Ding noch gedreht.«
Lotte im Rausch, der FCG hingegen wie gelähmt. »Unsere Jungs waren wie paralysiert. In so einer Phase sind die älteren Spieler gefordert. Es steht doch genug Prominenz auf dem Platz, da muss Feuer kommen. Die letzten 20 Minuten war es nur noch ein Karnevalsumzug. Das war es mit dem Aufstieg«, zürnte Präsident Norbert Wöstmann.
Von Beginn an fand der FCG kaum ein Mittel gegen die konzentrierten Gäste, die wie gewohnt mit einem äußerst variablen Spielsystem aufwarteten. So formierte sich die Lotter Abwehr bei Gütersloher Angriffen zu einer Fünfer-Abwehrkette, die die FCG-Außen Dirk Flock und Gazwan Avakhti mit einer Manndeckung außer Gefecht setzte. Bei Ballbesitz schwärmten die Sportfreunde hingegen aus, um ihre einzige Spitze Gunvald Herdin zu unterstützen.
Auf Gütersloher Seite hatte sich Thomas Stratos für den »Doppel-Sechser« entschieden und Daniel Burger an Stelle des verletzten Christian Bienemann im Mittelfeld aufgeboten. Zwei kleinen Gelegenheiten durch Daniel Eckel (7./27.) ließ Marcel Leeneman (43.) mit einem Lattenkracher die dickste FCG-Möglichkeit folgen. Die besseren Chancen hatten im ersten Abschnitt die Lotter durch Jörg Pahlig (15.) und Herdin (32.).
Nachdem Florian Dondorf einen Ball von Max Heinrich noch von der Linie kratzen konnte (58.), besorgte Christian Knappmann per Doppelpack dann die überraschend deutliche Gütersloher Führung. An dem Durcheinander in der Schlussphase war auch Stratos nicht ganz unschuldig, der das stabile Abwehrgebilde durch die nicht unbedingt notwendige Auswechslung von Helge Bittner und den Seitentausch von Daniel Eckel schwächte. »Ich wollte nicht, dass sich die Mannschaft hinten reinstellt und mit Renato Bauer sowie Daniel Barton noch etwas nach vorne machen«, verteidigte der FCG-Coach seinen Schachzug, der daneben ging. Bauer setzte keine Impulse und Barton verschuldete den dummen Elfmeter zum 2:2.

Artikel vom 19.02.2007