02.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Socken in Größe 49 gestrickt

Handarbeitskreis besteht 25 Jahre - Nachwuchsmangel bereitet Sorge

Von Cornelia Müller
Börninghausen (WB). Weihnachtliche Tischdecken oder österlich bestickte Schleifen: Handarbeiten hat bei den zehn Damen des Handarbeitskreises Börninghausen immer Saison. Es wird gestrickt, gehäkelt und gestickt, was das Zeug hält, und das nun schon seit einem Vierteljahrhundert.

18 nadel- und fadenbegeisterte Damen gründeten am 26. Januar 1982 auf Anregung von Hildegard Siee den Handarbeitskreis Börninghausen, um gemeinsam ihr liebstes Hobby zu pflegen - alles für den guten Zweck, versteht sich. Um die 35 000 Euro haben die Handarbeiten in 25 Jahren erbracht, schätzt Edith Haspelmann, die sich mit Dörte Bekemeier die Leitung des Kreises teilt: »Da ist ganz schön was zusammengekommen.«
So gibt es in der näheren Umgebung kaum eine Einrichtung, die nicht schon von dem unermüdlichen Fleiß der Damen profitiert hätte. Vor allem die Kirchengemeinde ist immer wieder großzügig unterstützt worden, sei es bei der Anschaffung von Stühlen und Schränken fürs Gemeindehaus oder mit einer willkommenen Spende für die Renovierung der St. Ulricus-Kirche. Darauf sind die Handarbeitsdamen mit Recht stolz.
Was ihnen Sorgen macht, ist allerdings der Nachwuchsmangel: »Zu unseren besten Zeiten hatten wir 22 Mitglieder, jetzt sind wir nur noch zu zehnt. Doch mit Ehrenämtern ist das ja immer so eine Sache. Es gibt zwar viele, die gern handarbeiten, aber eben für sich selbst, und nicht für andere«, weiß Dörte Bekemeier. »Dabei muss hier niemand sein Material selbst mitbringen, denn das wird alles zur Verfügung gestellt.« Die zehn eifrigen Handarbeiterinnen aber, von denen die jüngste 62, die älteste 80 Jahre alt ist, bleiben ihrem Kreis auf jeden Fall treu, solange Augen und Hände mitspielen. »Und wenn wir nicht mehr sehen können, dann fühlen wir's eben«, scherzt Elfriede Mesterheide und erntet damit großes Gelächter und ein »Was dabei wohl herauskommen mag...«
Bei aller Sorgfalt, mit der die Damen zu Werke gehen: Der Humor und das gesellige Klönen, mal in Hochdeutsch, mal in Platt, kommen nicht zu kurz. Denn es gibt immer viel zu erzählen, und was dann beim Handarbeiten nicht geschafft wird, wird eben zu Hause weitergemacht.
Alle 14 Tage dienstags trifft sich der Kreis zwischen 14.30 und 17 Uhr, allerdings aber nicht mehr wie früher im Gemeindehaus. »Mit den Räumlichkeiten dort ist es momentan etwas schwierig. Statt dessen dürfen wir jetzt das Haus der Begegnung nutzen, und wir fühlen uns hier sehr wohl«, erklärt Edith Haspelmann. In gemütlicher Atmosphäre entstehen hier unter geschickten Händen warme Wollsocken und Handschuhe, aufwändige Häkelspitze und feinste Stickereien. »Jeder macht das, was er am besten kann und wozu er Lust hat.«
Etliches davon wird auf den alle zwei Jahre stattfindenden Basaren verkauft, aber die Damen arbeiten auch auf Bestellung. »Wir haben auch schon mal Socken in Größe 49 gestrickt. Und im vergangenen Jahr haben wir z.B. zehn Häkeldecken für ein Café in Holzhausen gefertigt«, berichtet Dörte Bekemeier.
Damit auch die Jüngsten das Handarbeiten nicht ganz verlernen, wird mit den Enkelkindern immer wieder gern geübt, wie man mit Wolle und Nadeln umgeht. »Wir häkeln Luftmaschen. Das ist für Kinderhände schwer genug«, sagt Edith Haspelmann.
Dass sich die Arbeit lohnt, wissen die Börninghauser Handarbeitsdamen aus eigener Erfahrung. Denn schließlich beginnt auch die edelste Häkeldecke - mit einer Luftmasche.

Artikel vom 02.03.2007