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Planet Stukenbrock
in der Umlaufbahn

Viergestirn katapultiert Stimmung bis ins Weltall

Von Monika Schönfeld und Matthias Kleemann
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Einfach galaktisch: Pluto ist aus unserem Sternensystem gefallen und die Weiber haben einen neuen, jecken Stern am Himmel ausgemacht: Stukenbrock. Und die längste Baustelle der Welt, die an der Hauptstraße, wird zur Milchstraße und zur Landebahn der Ufos. Das Viergestirn der Weiberfastnacht sagt »Danke« für diese Prachtmeile - und lässt zur Tat schreiten.

Birgit Bröker, Gabi Halstrick, Elisabeth Dorenkamp-Henrichs und Irene Fockel lösen den Bürgermeister völlig los vom Rathaus. Da Hubert Erichlandwehr seine Bürgermeisterkette im Tresor bewachen lässt, hat das Viergestirn eine neue für ihn. Ein Quietsche-Entchen und Sektkorken an einem roten Band. Mit dem Entchen kann er sich dann ins Hallenbad schleichen. »Füllst du Wein statt Wasser bis an den Rand, kommen Besucher aus dem ganzen Land.«
Es sollte nicht die letzte Kette sein, die der Bürgermeister erhalten sollte. So ist das, wenn einer damit anfängt. Die »Sperlinge«, eine Weibergruppe, die seit zehn Jahren dabei ist, waren als flauschige Bienen gekommen und hatten schnell ihren »faulen Willi« mit Bauchpolster, schwarz-gelb gestreiftem Leibchen, Fühler-Hütchen und Ketten mit Orden und Schnapsglas bestückt. »Das ist aber 'ne dicke Sumse«, staunte das Publikum über den Bürgermeister, der erst mal Honig saugen musste.
Wer keinen Rathausschlüssel mehr hat, braucht den Kämmerer nicht mehr zu suchen. Bruno Schröder, Kapitän der Finanzen, wurde von frommen, frohen und schwarzen Schafen aus der Senne gefangen. »Vergiss die Sparsamkeit. Weiber erwarten alles, nur keine Enthaltsamkeit.« Mit »Schrödi, unserem Hirten« wollen sie jetzt Bockspringen. Davon zeugte das Schild auf Schrödis Rücken: »Ich hab' Bock auf alle Schafe.«
Der Überraschungsgast auf der Bühne mutierte zum Verwandlungskünstler. Gerade noch mit Narrenkappe und dem Kinderprinzenpaar auf dem SKV-Wagen, nun mit entstellender Maske völlig unerkannt. Die Maskerade gelüftet: Simon Oekenpöhler vom Elferrat. »So ein Mann, zieht mich unwahrscheinlich an«, sangen die 8000 Zuschauer gemeinsam mit den 830 Frauen und knapp 200 Musikern im Zug. Der »Sauhaufen« schnappte sich den blonden Junggesellen und versprach, dass er nach Karneval unter der Haube sei. Zuvor aber wurde er zum Schweinehirten verwandelt. Passend dazu von den Teutoburger Jägern das Ständchen: »Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich.«
Helau möchte man rufen und Hurra: Kaum hatte die Weiberschar ihre Hymne »Hauptsache ist, die Mama ist gesund« angestimmt, strahlte die Sonne. Na, wenn das nicht Absicht war mit dem galaktischen Motto, um den Mittelpunkt unseres Systems durch die Wolken zu locken.
Hurra möchte man auch rufen, weil die Weiber ein ganzes Jahr Politik und Ortsgeschehen in Reimform fassten: Baustelle Hauptstraße, Hallenbad, 19 Prozent Mehrwertsteuer, die neue Amtskette und die nachts nicht mehr besetzte Polizeiwache. »Dann können wir dudeldicht zum Raumschiff geistern, wir müssen nur leise den Start dann meistern.« Und im Verlauf des gestrigen Tages und der Nacht sangen wohl viele noch einmal: »Ich seh' den Sternenhimmel.« Oder vielleicht nur noch Sterne und die dann doppelt?

Artikel vom 16.02.2007