15.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heiße Affären
im Kalten Krieg

»Der gute Hirte« ein guter Film


Bei dem Titel »Der gute Hirte« könnte man zunächst vielleicht an ein Bibel-Epos denken, doch weit gefehlt. Im Mittelpunkt steht vielmehr Edward Wilson (Matt Damon), der im Jahr 1939 als Yale-Student vom FBI rekrutiert wird, um seinen Englisch-Professor als Nazisympathisanten zu überführen. Aus Pflichtgefühl heiratet der karriereorientierte Musterstudent die von ihm geschwängerte Clover (Angelina Jolie), begibt sich aber kurz darauf aufgrund seiner neuen Anstellung beim OSS, dem Vorläufer des CIA, nach Übersee.
Sechs Jahre später kehrt der verschlossene Bürokrat zurück in die Heimat. Die beiden Eheleute, die sich ohnehin kaum kannten, haben sich inzwischen völlig entfremdet.
Wilsons vernachlässigter Sohn hingegen betet ihn an und tritt zunächst beim »Skull & Bones«-Geheimbund und später beim CIA in die Fußstapfen seines Vaters. Währenddessen ist Wilson Senior mit diversen Komplikationen des Kalten Krieges und internen Schwierigkeiten so beschäftigt, dass ihn seine eigene familiäre Tragödie kaum zu berühren scheint.
Robert De Niros zweite Regiearbeit erzählt methodisch und ambitioniert von der Entstehungsgeschichte des CIA - und Matt Damon spielt einen der Gründerväter. Auch wenn das Spionagedrama bisweilen etwas schwerfällig anmutet, überzeugen die stimmige Kameraarbeit, der dazu passende Score, das zeitgemäße Produktionsdesign und die eleganten Kostüme.
»Der gute Hirte« ist gut.

Artikel vom 15.02.2007