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Der Tag, als Superman starb

»Die Hollywood-Verschwörung«: Ben Affleck in starker Rolle

Der erfolglose Mime George Reeves (Ben Affleck) wird von 1952 bis 1958 zum sehr beliebten ersten Darsteller des Superman. Am 16. Juni 1959 findet man seine Leiche. Selbstmord. Für die Polizei von Los Angeles ist der Fall jedenfalls erledigt.

Mutter Helen (Lois Smith) will das nicht glauben und engagiert den abgehalfterten Privatdetektiv Louis Simo (Adrien Brody). Es stellt sich schnell heraus, dass George eine Affäre mit Toni (Diane Lane) hatte, der Frau von Studioboss Eddie Mannix (Bob Hoskins). Wurde Reeves Opfer einer Gewalttat, die vertuscht werden sollte? Um diese Frage geht es in dem Film »Die Hollywood-Verschwörung«.
Der Film ist spannend und gut gemacht, die Besetzung hochkarätig.
Der Schnüffler fängt nämlich an zu graben und stößt schnell auf Material, das einigen Leuten ganz und gar nicht gefällt. Plötzlich gibt es jede Menge Ungereimtheiten.
»Die Hollywood-Verschwörung« ist noch aus anderem Grund interessant: Der Film verfügt quasi über eine zweite Zeitebene, die in den späten 40er Jahren ansetzt, als Reeves auf dem Weg ist, in Hollywood Fuß zu fassen.
Doch die Auftragslage ist schlecht. Obwohl er es hasst, nimmt der Schauspieler die Rolle in der TV-Serie »Superman« an. Dass er diesen Job überhaupt bekam, verdankt er eben seiner Geliebten Toni, der Frau eines einflussreichen Filmmoguls, dem Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden. Nach einiger Zeit wird »Superman« doch noch zum Hit und Reeves ein Star - allerdings nur beim kindlichen Publikum. Die Studiobosse hatten sich das so nicht vorgestellt.
Nach Emmy-gekrönten Arbeiten für »The Sopranos« und »Six Feet Under« wagt der versierte TV-Regisseur Allen Coulter hier den Schritt ins Kino. Die Darsteller - vor allem der smarte Ben Affleck - veredeln die tragisch-stimmige Kombination aus True-Crime und Hollywood-Abgesang. Mit einer überdeutlichen Verbeugung vor dem Film Noir und mit einem Privatdetektiv Adrien Brody, der auf dem schmalen Grat zwischen Hommage und Karikatur der großen Vorbilder Philip Marlowe und Sam Spade agiert, ist Allen Coulter ein sehenswerter Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik in den Fünfzigern gelungen, bei dem vielleicht letztendlich nur das etwas zu kuschelig geratene Ende enttäuscht.
Ben Affleck aber kann nach einer längeren schauspielerischen Durststrecke endlich mal wieder zeigen, dass er deutlich mehr zu bieten hat als ein unglückliches Händchen für unglücklich endende Liebesgeschichten.
Er bringt den Charme und das schlussendliche Scheitern von George Reeves hier eigentlich auf den Punkt.
Fazit: Ein beinahe wehmütiger Blick zurück ins alte Hollywood, das bereits in jenen Tagen zum Sterben verdammt war - genauso wie Superman.
Und das lag nicht am Kryptonit...

Artikel vom 15.02.2007