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Abschied von Opa nehmen

Elfriede Sudbrink erzählt auf Platt

Rahden (WB). Zur 60. Wiederkehr des Kriegsendes hat Elfriede Sudbrink »Erinnerungen ut miene Kinnertiet no' Kriege« veröffentlicht. Heute geht es um »Affschaid van Opa«.
Elfriede Sudbrink aus Kleinendorf schreibt auf Platt.

»Wegen denn langen, koul'n Winter lag däi Utbou van däi Stromleitung stille. Däi Nike wass nich förig wurn und tou Wiehnachten harre käinerwärts dat Licht brennt. But'n wass nix tou maken, oaber inne Hüser würn ollerwärts däi Elektrikers an arbeit'n. Bi uss maken däi Kerls van däi Firma Krause, däi ett doumoals in Roahn gaff, däi Innenanloagen. Use häbbt doa uck manchen Broan un Schlagen Bottern henn brocht. Ohne »gout Schmern« güng nix mehr.
Anfang Februar wure Opa krank. Häi harre oll lange Tiet Asthma hatt, dat wure so leege, dat häi nich mehr ut'n Berre kam. Wegen däi grout'n Külle wure siene Bettstiehe inne Stoam uppstellt. Inne Stoam stünd un Oam un man kön ünnerbeuten. Tou düsse Tiet wass wia un ehemaligen Soldoat bi uss, däi nich noh siene Heimat Ostpreußen henn könn. Däi Heinz wass un lustigen Kerl, häi könn so gout singen un hätt mi näie Leea bi brocht, däi ick nich kinde.
Opa siene Krankheit wure jümmer leeger. Ett gaff käine Medizin, däi hellpen könn. Nu han'n wi hört, dat däi Dr. Umetun in Wagenfeld än Mittel harre, datt Opa veelichte noh hellpen könn. Däi Heinz ess dou tou Foute, dür meterhougen Schnäi no Wagenfeld goahn un hätt uck bi denn Doktor watt kreegen. Häi kam Oams late wia trügge, oaber ett hätt Opa nich mehr hullpen, sien Leben wass in däi Nacht tou Enne.
Ett wass merkwürdig, oss Mama noh Opa kieken wull, wass däi Luhe utgoahn un däi Standuhr tou Opa siene Todesstunne stoahn bleem. Opa sien Todesdag was däiselbe, wi voh twäi Joahr däi van Oma.
Upp Opa siene Beerdigung mösten däi Kerls ut use Gegend erst lous toun Shnäi schüppen, däi lagg sou houge, däi Douenwagen mett'e Peear kam nich doa dür. Upp'n Kerkhoff harre däi Kuhlgreeber siene Last, dat Graff ut tou schmiet'n, ett was un halm Meter infroan. Bi däi grout'n Külle, sind nich veel Lüüe achtern Douenwagen ran goahn. Opa harre so gerne dat Licht bi uss in Huse brenn'n säihn, ett wass öhne nich vogünnt wesen.
Noh Opa siene Beerdigung bin ick wia noh Schoule goahn. Ick häbbe Opa siene hougen Schouhe antoagen. Säi würn n«mi woll un beet'n tou grout, oaber ick kräig käine natte Föite un brukere nich mehr mett Holsken dür denn hougen Schnäi goahn.«
»Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« gibt es in der Buchhandlung »Das Buch« un Rahden oder bei Elfriede Sudbrink, Tel. 0 57 71/30 76.

Artikel vom 15.02.2007