15.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Aus Protest raus
aus der Kirche?«


Zur Auseinandersetzung um den Wegfall der Pastorenstelle von Michael Welters in Haldem erhielt die Redaktion der STEMWEDER ZEITUNG die folgende Leserzuschrift:
Die Stelle von Pastor Welters in Haldem wurde vom Kirchenkreis gestrichen. Auf einer Gemeindeversammlung wurde über diese Sparmaßnahme debattiert. Unter anderem wurde auch damit gedroht, aus Protest gegen die Stellenstreichung einen Massenaustritt aus der Kirche zu organisieren. Entsprechende Vordrucke lägen bereit.
Dieser Vorschlag erinnert mich an meine Kinder (drei und fünf Jahre). Wenn die ihren Willen nicht bekommen oder sich streiten, dann höre ich ganz oft: »Dann spiele ich eben nie wieder mit dir.« Genau diese trotzig, unsoziale Kindlichkeit scheint einige Gemeindemitglieder anzutreiben, etwas so Unsinniges und Kontraproduktives zu planen. Etwa nach dem Motto: »Wenn die Kirche hier in Haldem nicht genau so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, dann machen wir sie eben kaputt.«
Die Sparmaßnahme des Kirchenkreises ist lange angekündigt und wohl begründet. Wegen der relativ geringen Anzahl der Gemeindemitglieder ist klar, wieso es Haldem trifft. Pastor Welters hat bereits begonnen, sich auf die ihm angebotene alternative Tätigkeit vorzubereiten.
Natürlich tut es unserer Gemeinde weh, wenn ein so beliebter Pastor abgezogen wird und nicht alle seine Dienste geschweige denn sein persönliches Engagement ersetzt werden können.
Nun aber zu fordern, dass der Pastor bleiben soll, erscheint egoistisch und naiv. Schon jetzt, so rechnete Superintendent Dr. Rolf Becker in der Versammlung vor, haben im Grunde genommen andere, größere Gemeinden für Haldem mitbezahlt. Sich jetzt gegen die Sparmaßnahme wehren hieße, den anderen Gemeinden diese Großzügigkeit weiter abzuverlangen. Bei aller Solidaritätsbekundung gegenüber Pastor Welters kann ein solcher Egoismus auf Kosten anderer wohl kaum eine Option für eine christliche Gemeinde sein.
Wenn also in Haldem diese Mischung aus kindlichem Trotz und lokalpatriotischer Selbstbezogenheit nicht länger in dieser peinlichen Deutlichkeit an den Tag gelegt wird, wenn sich einige Gemüter wieder beruhigt haben und sich »einigen Männern« ihr vorlauter Austrittsprotest als eine Dummheit offenbart hat, können hoffentlich endlich die wichtigen Fragen diskutiert werden.
Anstatt also die Energie und das Engagement, welches sich ja auch in der großen Besucherzahl der Gemeindeversammlung zeigte, in eine Sackgasse zu steuern, nämlich beleidigt und trotzig alle Zelte abzubrechen, sollte man jetzt dieses Potenzial nutzen. Es geht um kreative Strategien für eine lebendige, gesunde Gemeinde in Zeiten knapper Kassen. Wir sollten versuchen, unseren Kindern ein positives Vorbild an gelebter Gemeinschaft zu sein und zu bleiben. Es ist schade, dass sich Pastor Welters eine geteilte Tätigkeit nicht vorstellen kann, aber das müssen wir akzeptieren. Es kann nicht in seinem Interesse sein, dass seine Aufbauarbeit hier in unserer Gemeinde durch destruktive Proteste und Kirchenaustritte mit Füßen getreten wird.
Es geht hier nicht um kurzsichtige Machtkämpfe oder eine Abstrafung der vermeintlich bösen Kirchenkreisgremien. Es geht jetzt darum, wie wir mit den vorhandenen Mitteln Kirche leben. Uns bleibt mit Pastor Beening ja immerhin noch ein hervorragender Pastor und eine prächtige Dielinger Kirche dazu. Und die Gemeinde verfügt hoffentlich über genügend konstruktive, erwachsene Köpfe, um in dieser Krise das richtige tun.
DORIS SPREEN32351 Stemwede

Artikel vom 15.02.2007