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»Männer und Frauen
verstehen sich nicht«

Besucher erleben humorvolles Kabarett in Wehdem

Wehdem (lip). Loriot wusste es schon immer: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. In der Begegnungsstätte Wehdem erfuhren jetzt die Besucher bei den Kabarettisten Sabine Misiorny und Tom Müller, warum das so sein muss.

Der Gong zur Pause war bereits verklungen, da herrschte immer noch laut lachend artikulierte Heiterkeit. »Die beiden spielen so, wie es wirklich ist«, fasst eine Zuschauerin begeistert zusammen.
Sabine Misiorny und Tom Müller gelang es, die seit Ewigkeiten tobenden Missverständnisse zwischen den Geschlechtern beim alltäglichen Zusammenleben in ein fein gezeichnetes Beziehungsspiel zu artikulieren. Zweifellos mit hohem Wiedererkennungswert, denn anders ließ sich die vergnüglich johlende Reaktion des Publikums nicht erklären. Ob beim ersten Date, die komplizierte Planung der Sitzordnung bei einer Party (»Nur Pärchen, kein Frauenüberschuss«) oder beim Fernsehen - kein Thema wurde ausgesparrt.
Das in Frauen und Männer geteilte Publikum konnte auch deswegen miteinander lachen, weil es in diesem Konflikt keinen Verlierer gab, weil in diesem pointierten Schlagabtausch beide ihr Fett wegbekamen.
Er (Müller) hat nichts gegen Hochzeitvideos, ja, sieht seines sogar gerne. »Natürlich rückwärts, ich mag es einfach zu sehen, als freier Mann aus der Kirche zu kommen.« Womit er aber gar nicht klar kommt, sind die »Liebe- Pin-Codes« (Hochzeitstag, Verlobungstag, Tag des Kennenlernens...), die man(n) sich merken müsse. »Die einzige Lösung hier ist nur ein Abo beim Blumenzulieferant Fleurop.« Damit sei er lange gut gefahren, bis einer der vielen Tage plötzlich auf einen Sonntag fiel.
Sie (Misiorny) hat keine Probleme mit dem Merken von Daten. Im Gegenteil: »Frauen denken mit beiden Gehirnhälfen, was zu eigenen komplex-genialen Gedankenführung führt, an der Männer verzweifeln«, wie in einem herrlichen Sketch demonstriert wurde, in dem sie mit ihrem zunehmend verwirrten Geschäftspartner (»Da bekommt man einen Hirnschaden«) gleichzeitig über die Arbeit, einen Specht draußen und den Bekanntenkreis zu sprechen versucht. Viele der Unterschiede, so ist sich Misiorny sicher, sind vor allem evolutionsbedingt.
»Wir Frauen reden am Tag locker 8000 Worte, während die Männer mühelos mit 2000 auskommen, schließlich konnte man früher auf der Mammutjagd auch nicht viel reden.« Die bei Männern zu beobachtende Wortkargheit erklärt Müller sich anders, als er resigniert seine Hoffnung offenbart: »„ErzählĂ” ich dir nichts, erzählst du mir vielleicht auch nichts.« Da Frauen auch genau zuhören, hat er, wenn er sich leichtsinnig zu einem unbedachten Kompliment hinreißen lässt (»Du siehst toll heute aus«), sich bereits unrettbar in Gefahr begeben (»Und gestern nicht?«).
»Wir machen Lachen« lautete das Motto des Theaters von Müller und Misiorny und allein schon durch Gestik und Intonierung, den pointiert geschliffenen Soli oder das von feiner Ironie geprägte Zusammenspiel wurden sie ihrem Motto vollends gerecht und mit lautem Applaus vom Stemweder Publikum belohnt.

Artikel vom 15.02.2007