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Weltstar Liang löst Görtz ab

TT-Bundesliga anno 1987: Das Steinhagener Personalkarussell rotiert

Von Hans-Heinrich Sellmann
Steinhagen (WB). Da wird den Tischtennis-Fans schon allein vom Zuschauen schwindelig. Die Geschwindigkeit, mit der sich das Personalkarussell bei Bundesligist Spvg. Steinhagen zu Jahresbeginn 1987 dreht, ist vorher und nachher nie wieder erreicht worden.

Innerhalb von drei Wochen wirft erst der Trainer die Brocken hin und kündigen dann nacheinander der Manager, der Mannschaftskapitän sowie der Abteilungsleiter ihren Rücktritt zum Saisonende an. »Gehen in Steinhagen die Lichter aus?« fragt denn auch das WESTFALEN-BLATT in seiner Ausgabe vom 6. Februar vor 20 Jahren.
Den Anfang macht Coach Christoph Görtz. Nach einer 2:9-Niederlage gegen Borussia Düsseldorf erklärt er seinen Rücktritt. Der hat zur Überraschung vieler Beteiligten jedoch weniger mit dem vorletzten Tabellenplatz der Spvg. zu tun als vielmehr mit dem Job an sich. Der junge Trainer (29) gibt zu Protokoll, dass er die Belastungen, die im harten Bundesliga-Geschäft auf einen Trainer zukommen, auf Dauer nicht mit seiner Lebensauffassung vereinbaren könne.
Dagegen ist Tischtennis für seinen Nachfolger mehr als nur das halbe Leben. Den Steinhagenern gelingt es unter Mithilfe ihres Ex-Managers Rüdiger Lamm, den sechsfachen Weltmeister Liang Geliang vom Zweitligisten VfB Lübeck loszueisen. Mit dem Chinesen spielt das Team zwar wieder erfolgreicher (Sensationssieg gegen die Grenzauer Startruppe), Hiobsbotschaften bleiben aber nicht aus: Gleich ein ganzes Trio gibt zeitliche Gründe dafür an, dass es dem Dorf am Cronsbach den Rücken kehren will.
Nach fünf Jahren bei der Spvg. erst als Trainer, dann als Manager wird Manfred Sauerbrei seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Der Multi-Funktionär aus Bad Oeynhausen bekommt seine große Freizeit-Belastung nicht mehr unter einen Hut. Abteilungsleiter Heinz-Jürgen Hohensohn kapituliert ebenfalls vor dem großen Aufwand, den sein Posten erfordert. 1987 hat Spvg. Steinhagen 18 Tischtennis-Teams von der Bundesliga bis zur dritten Kreisklasse. Und schließlich müssen die Steinhagener einen schweren »sportlichen und menschlichen Verlust« (Hohensohn) verkraften: Carsten Matthias gibt seinen Wechsel zum TTC GW Bad Hamm bekannt. Ein Platz im oberen Paarkreuz mit weniger Training gibt den Ausschlag: »Neben Tischtennis und Studium brauche ich ein gewisses Maß an Freiheit.«
Die Lichter flackern in diesen Wochen zwar gehörig in Steinhagen, gehen aber nicht aus. Im Gegenteil: Während der nächsten Hauptversammlung übernimmt Klaus Wiggershaus den Vorsitz und holt einen zurück ins Boot, der noch für gehörigen Wirbel sorgen wird: Rüdiger Lamm.

Artikel vom 17.02.2007