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Nach der Disco
nur mit klarem
Kopf ans Steuer

Junge Fahrer besonders gefährdet

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Vlotho (VZ). Thomas Päckmannn setzt auf Abschreckung: Er wünscht sich, dass die Polizeibeamten in die Fahrschulen gehen und den jungen Leuten die Fotos und die Zeitungsberichte von schweren Unfällen zeigen und darüber sprechen, wie sie mitten in der Nacht Angehörige schlimme Nachrichten überbringen müssen. »So etwas hat es schon einmal vor einigen Jahren gegeben, das hat bei den Schülern viel bewirkt«, sagt der Fahrlehrer aus Uffeln.

Junge Fahrer sind auch in Vlotho unverhältnismäßig oft in schwere Verkehrsunfälle verwickelt - und immer wieder spielen dabei überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol oder auch Drogen entscheidende Rollen. Doch zum Glück enden die wenigsten Unfälle so tragisch wie in der Nacht auf Samstag, als zwei junge Männer starben und zwei Personen schwer verletzt wurden (VZ berichtete).
Fahrlehrer Thomas Päckmann gibt vor allem den Diskotheken die Schuld, in denen bei »Freibierfeten« selbst 16-Jährige zum »Kampftrinken« verführt würden: »Diese Jugendlichen sind schon erfahrene Trinker, wenn sie den Führerschein machen wollen.« Thomas Päckmann gibt zu, auch selbst hin und wieder Alkohol zu trinken: »Aber dann fahre ich niemals Auto.« Das sollten auch die jungen Leute beherzigen. Er rät ihnen, schon bei der Planung des Disco-Ausflugs einen Chauffeur für die Rückfahrt zu bestimmen und klare Absprachen zu treffen: »Einer bleibt nüchtern und fährt, die anderen können trinken - beim nächsten Mal ist dann der nächste dran.« Bei einem angetrunkenen Fahrer sollte niemand einsteigen, empfiehlt er und warnt die jungen Leute vor den Folgen: »Auch das teuerste Taxi ist niemals so teuer wie Euer Leben.«
Oftmals glaubten junge Männer, den Damen durch ihre rasante Fahrweise imponieren zu müssen. »Die Mädchen sollten offen sagen, dass sie das nicht mögen.«
Die gesetzlichen Promillegrenzen hält der Fahrlehrer für unzureichend. Er unterstützt Pläne, Fahranfängern einen absoluten Alkoholverzicht vorzuschreiben - bei einer drastischer Erhöhung der Geldstrafe auf 3000 Euro. Die Grenze für die »relative Fahruntüchtigkeit« liegt aktuell bei 0,3 Promille. Selbst ein großes Bier könne da schon kritisch sein, wolle man nicht vier Punkte, 250 Euro Strafe, einen Monat Fahrverbot und als Anfänger eine teure Nachschulung riskieren.
Die Ausbildung darf nach der Führerscheinprüfung nicht vorbei sein, fordert Thomas Päckmann. Er rät dazu, bereits nach der allerersten Praxiserfahrung ein Verkehrssicherheitstraining auf dem Übungsplatz in Paderborn zu absolvieren.
Ähnlich sieht das auch die Polizei. Die Kreispolizeibehörde Herford bietet jungen Fahrern an den Berufsschulen und in den Firmen regelmäßig zweitägige Schulungen an. »Am ersten Tag gibt es Theorie, am zweiten Tag Praxis«, erklärt Rainer Wiesinger, Leiter des Kommissariats Vorbeugung.
In der Theorie geht es um Alkohol- und um Drogenkonsum und um das richtige Verhalten als Fahrer und als Mitfahrer auch in der Disco-Nacht - in Rollenspielen können die jungen Leute entsprechende Situationen darstellen und analysieren. Auf einem abgesperrten Parkplatz folgt am zweiten Tag der Praxisteil. Dort wird zum Beispiel das Bremsen in Gefahrsituationen, aber auch die sichere Sitzhaltung und das korrekte Anlegen der Gurte geübt. »Und die jungen Leute können erleben, wie dramatisch sich Brems- und Reaktionsweg bei überhöhter Geschwindigkeit verändern«, so der Fachmann von der Polizei.

Artikel vom 14.02.2007