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Die Wünsche der Mütter im Fokus

Geburtshilfe des Klinikums wird umgestaltet - neuer Chefarzt erweitert Angebot

Herford (kop). »Die Geburtshilfe kann man nicht neu erfinden.« Dieser Tatsache ist sich Dr. Thomas Heuser, seit gut zwei Monaten neuer Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe am Klinikum Herford, durchaus bewusst. »Aber«, so sagt er, »wir können patientenorientierter arbeiten als bisher. Die Frauen sollen sicher entbinden in einer ganz persönlichen Atmosphäre.«

Zurzeit versuchen die Mitarbeiter der Geburtshilfe letzteres durch Freundlichkeit und Menschlichkeit zu erreichen, da räumlich noch nicht viel möglich ist. Doch auch das soll sich schon bald ändern. Bereits in dieser Woche findet auf der Station eine Begehung mit einem Architekten statt. Geplant ist dort mit der Einführung des so genannten 24-Stunden-Rooming-In die Aufgabe des jetzigen Kinderzimmers. Aus dem großen Raum mit der riesigen Glasscheibe, durch die die Väter und Verwandten einst die Babys bewundern durften, werden ein Entspannungsbereich und ein Familienzimmer - angegliedert an den Kreißsaal.
Zwei Wochenbettzimmer sollen zu kleinen, heimeligen Kinderzimmern umgebaut werden. »Schließlich muss keine Mutter ihr Kind rund um die Uhr bei sich haben«, sagt Heuser. Sie könne es auch mal für ein paar Stunden in die Obhut des Pflegepersonals geben.
Aussuchen können sich die Patientinnen künftig auch die Position, in der sie gebären möchten. »Das muss nicht immer nur im Liegen sein«, sagt der Chefarzt. Ein Gebärstuhl und eine große Gebärbadewanne, in der auf Wunsch auch der Vater Platz hat, sind bereits bestellt. Weiterhin möglich sein wird ein Kaiserschnitt im Kreißsaal.
Einer werdenden Mutter soll im Notfall unter der Geburt eine Verlegung in den Operationsbereich erspart bleiben. Möglich ist außerdem ein Kaiserschnitt auf Wunsch der Patientin, frühestens am zehnten Tag vor dem errechneten Geburtstermin.
»Viele werdende Mütter wünschen sich Alternativen in Sachen Geburt«, weiß Heuser. Und dem will man im Klinikum gerecht werden. Der Chefarzt und sein Team möchten, dass die Patientinnen sich wohl, aber gleichzeitig auch sicher fühlen. Um dies zu gewährleisten, wurde die pränatale (vorgeburtliche) Diagnostik erweitert. So sind für Heuser eine Fehlbildungsdiagnostik mit neuestem Ultraschallequipment inklusive Echokardiographie (Herzuntersuchung) sowie Doppler-Untersuchungen, 4-D-Ultraschall und Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) eine Selbstverständlichkeit. »Ich möchte die Schwangeren, die im Klinikum liegen, nicht für bestimmte Untersuchungen in eine andere Praxis oder Klinik schicken«, schildert der Mediziner den Rundumservice für die Frauen.
Zur Geburtsplanung zählt in der Klinik für Geburtshilfe die Beratung ebenso wie die Untersuchung. Die schwangeren Frauen sind eingeladen, ins Klinikum zu kommen und bei Risiken mit den Ärzten zu sprechen, zum Beispiel bei Mehrlingen, Beckenendlage des Kindes, Erkrankungen der Mutter oder des Kindes, nach einer komplizierten Geburt sowie bei allen Risikoschwangerschaften. Das bestehende Beratungsangebot wurde unter dem neuen Chef intensiviert, ganz neu ist auf Wunsch eine umfassende ärztliche Beratung. Neben den Neuerungen bei der Diagnostik hat Dr. Heuser auch die Behandlung kurz vor und während der Geburt aktualisiert. Eine Vollnarkose wird bei einem Kaiserschnitt nur noch im Notfall angewandt, schließlich soll die Frau die Geburt bewusst miterleben können.
Darüber hinaus gewährt der Chefarzt den Hebammen völlig freie Hand, wenn es darum geht, den Frauen mit Entspannungsbädern, Bewegungsübungen, Akupunktur, Akupressur, Homöopathie, Aromatherapie oder Atemtechniken die Geburt zu erleichtern. Und wenn sie damit nicht weiterkommen, gibt es immer noch die Periduralanästhesie (PDA) - inzwischen sogar tragbar, damit die Frauen sich unter den Wehen bewegen können.
Wer noch mehr über die Klinik für Geburtshilfe am Klinikum Herford, ihre Mitarbeiter und ihr medizinisches Angebot wissen möchte, kann einen der regelmäßigen Infoabende besuchen. Sie finden jeweils am zweiten Montag im Monat ab 19 Uhr im Konferenzraum des Klinikums statt. Anschließend kann der Kreißsaal besichtigt werden.

Artikel vom 14.02.2007