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Noch verbunden
dem Elementaren


Zum Bericht über die jüngste Kammerspiel-Premiere (»Hauptmann-Stück versäuft im Pool« vom 10. Februar) erreichte uns diese Zuschrift:
Bei der Inszenierung war ja reichlich Flüssigkeit im Spiel. Jetzt hat ihr Kritiker auch noch kübelweise Gülle darüber ausgekippt. Wer das Theater nicht als Schau-Spiel-Bühne sehen kann, sondern nur als Museum für alte Stücke, war natürlich fehl am Platz. Das Wasser auf der Bühne war wohl gewöhnungsbedürftig. So mancher Zuschauer mag sich Sorgen um die Textilien und Lederutensilien gemacht haben wie auch um die Gesundheit der Akteure. Doch diese haben ihren Aufenthalt im knöcheltiefen Nass souverän gestaltet.
Man fragte sich wohl, wie man diese ungewöhnliche Maßnahme des Regisseurs und des Bühnenbildners zu deuten habe. Die ironische Bemerkung des Großvaters Vockerath zu seiner Gattin anlässlich der »heidnischen« Evolutionstheorie der jungen Leute, sie stamme vom Fisch ab, lässt durchaus »einen plausiblen Bezug zu der Problemstellung« erkennen.
»Frei wie ein Fisch im Wasser« kann der zivilisierte Mensch wohl kaum leben, auch wenn der akademische Sohn es versucht. Aber auch die anderen sind noch von der Herkunft geprägt, sind (noch) dem Elementaren verbunden - man wohnt ja am See oder fährt im Urlaub so gerne dorthin, um »auszuspannen«, um »die Seele baumeln zu lassen«. Dabei versuchen die Beteiligten gleichzeitig umständlich, mit Hockern, Tischen oder widerspenstigen Liegestühlen das nasse Element zu überbrücken oder es gar - wie die Großmutter gegen Ende - mit dem Aufnehmer wegzuwischen.
Die finalen Bauchrutscher des gescheiterten Hannes erinnerten mich zwischendurch an die inzwischen etablierten Bauchrutscher erfolgreicher Fußballer auf dem Rasen. Aber bei denen bricht dann wohl auch Elementares durch.
Meiner Meinung nach sollte sich niemand durch die Kritik in Ihrer Zeitung vom Besuch der Aufführung abschrecken lassen, sondern man sollte unvoreingenommen die besonderen Maßnahmen auf sich wirken lassen und die großartige Leistung der Akteure genießen.
GERHARD BUNING
Buchenweg 5
Brakel

Artikel vom 14.02.2007