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Gutachter: »Unzumutbar
und verantwortungslos!«

Gebhardt: 94-Meter-Schornstein nur ein mieser Trick

Von Franz-Josef Herber (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). »Unzumutbar und verantwortungslos« - mit zwei Worten war gestern Abend fast alles gesagt, was der Gutachter der Bürgerinitiative »Keine MVA« Peter Gebhardt über das geplante Heizkraftwerk in Mönkeloh denkt.

Dass Peter Gebhardt, 42-jähriger Diplom-Ingenieur aus dem Bereich Marburg/Gießen, in dem von der Bürgerinitiative in Auftrag gegebene Gutachten nicht in Lobeshymnen ausbrechen würde, war zu erwarten. Und so fiel sein Urteil über die geplante »Billig-MVA«, das er am Abend in der Aula des Goerdeler Gymnasiums vorstellte, vernichtend aus. So wolle das Unternehmen Stratmann nur eine einfache Rauchgasanlage einrichten, die absolut nicht ausreiche, um die Schadstoffe in den Griff zu bekommen. Die Müllverbrennungsanlage in Bielefeld werde beispielsweise mit fünf Stufen betrieben. Als weiteres Manko sei der Schadstoffausstoß im Auffahrbetrieb bereits extrem hoch, ein unhaltbarer Zustand. Und der 94 Meter hohe Schornstein, so Gebhardt, sei nur ein mieser Trick, um die Giftstoffe besser zu verteilen. Die Emissions-Messungen lägen dadurch in genehmigungsfähigen Werten.
Gebhardt warnte auch vor einem Bunkerbrand, der in Müllverbrennungsanlagen immer wieder vorkomme. Tagelang könne dieser Störfall oft dauern, wobei Blei freigesetzt und die höchste Belastung dann das unmittelbare Umfeld im Bereich Mönkeloh treffen würde.
Zweifel hat der Gutachter zudem an der Notwendigkeit der Anlage. Da MVA derzeit wie Pilze aus dem Boden schössen, würde es bald eine Überkapazität geben und Deutschland würde zum Abfall-Importland. Bleibe die Einsparung an Energie, für die Gebhardt fünf bis sieben Millionen Euro im Jahr ansetzte, wenn die Firma Stute den Dampf annähme. Das wiederum sei völlig offen, weil die Stadt Paderborn die Flächen für die Leitungen beim Bau einer Billig-Anlage nicht zur Verfügung stellen wolle. Die Frage: »Rechnet sich das Projekt wirtschaftlich überhaupt noch, wenn kein Dampf abgesetzt werden kann?«
Ungefähr auf knapp zehn Millionen Euro schätzt Gebhard die Kosten, wenn Stratmann das Heizkraftwerk nachrüsten wolle. Eine mehrstufige Rauchgasreinigung, Wäscher und Katalysator wären ausreichend, um eine vernünftige Anlage zu erstellen. Gar nichts hält der Gutachter, der der Bürger-Initiative jetzt Mustereinwendungen zur Verfügung stellt, von einem humantoxikologischen Gutachten: Das hätte nur Sinn, wenn es mit Daten bestückt werden könnte, die den Paderborner Raum betreffen und nicht von einer anderen Verbrennungsanlage abgerufen würden.(Leserbriefe)

Artikel vom 13.02.2007