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Wenn der Schulweg
zum Tatort wird . . .

Projekt zu »Gewalt an Schulen« am Freitag vorgestellt

Von Franz-Josef Herber
Paderborn (WV). Für die einen waren die Zahlen erschreckend, für andere etwas aufgeblasen. Die Meinungen gingen am Freitag ein wenig auseinander, nachdem die Paderborner Kreispolizeibehörde in Verbindung mit der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Bielefeld das Projekt »Gewalt an Schulen« am Beispiel des Schulzentrums Schloß Neuhaus vorgestellt hatte.

Einig waren sich jedoch alle Teilnehmer der Veranstaltung im Schloß Neuhäuser Spiegelsaal: Prävention sei nötig und ein breites Netzwerk aus Schulen, Eltern sowie weiteren Partnern wie Polizei und Politik müsse eingerichtet werden.
Ausgangspunkt der Studie ist die Ausbildung für den gehobenen Polizeivollzugdienst, zu der eine umfangreiche Projektarbeit gehört. Nach Auftrag der Kreispolizeibehörde Paderborn machten sich zehn Studierende der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Bielefeld an die Arbeit und fanden im Schulzentrum Schloß Neuhaus ein »dankbares Objekt«. Vier Schulformen - Förderschule »Sertürner«, Gymnasium, Hauptschule »Heinrich« und Realschule- sind hier in einer seltenen Konstallation kombiniert. Mit der Beteiligung von 2074 der insgesamt 2526 Schüler fand die Fragebogenaktion eine überdurchschnittliche Resonanz.
Dabei gaben 26,74 Prozent der befragten Schüler an, schon Opfer von Gewalt geworden zu sein. Und vor allem der Schulweg wird zum Tatort: 43,2 Prozent der Jugendlichen bestätigten, dass es dort immer wieder mal zu Auseinandersetzungen zwischen Schülern der verschiedenen Schulen komme. Ein Fragebogen für die Lehrer unterstützt die These: 33,78 Prozent der Pädagogen haben dies auch festgestellt. Ein Fünftel der Schüler gibt übrigens zu, auch schon selbst Gewalt körperlicher oder psychischer Art angewandt zu haben.
Um Wege zur Gewaltverhinderung zu finden, schlug die Polizei Arbeit auf verschiedenen Ebenen vor.
Ebene »Schulzentrum«: Eine jährliche Konferenz aller dortigen Schulen soll Befragungen initiieren, Problemfälle erörtern und schulübergreifende Weiterbildung anregen.
Ebene »Schule«: Projekttage zum Thema »Gewalt, Verstärkung der Elternarbeit, Verstärkung der Pausenaufsicht, schnelle Reaktion auf entstandene Gewalt
Ebene »Klasse«: Klassenregeln und Sanktionen können für ein gewaltfreies Miteinander sorgen. Schüler sollen mehr Veranwortung übernehmen, beispielsweise bei einer Gestaltung des Klassenraumes, um ein ästhetisches Arbeitsumfeld zu schaffen.
Ebene »Polizei«: Die Beamten bieten Beratung, Sprechstunden, Streitschlichter- und Vorbeugungsprogramme an. Zudem sind nach Auswertung des Fragebogens ein Drittel der Schüler überzeugt, mehr Polizeipräsenz wie Fußstreifen, Verkehrsüberwachung oder Feststellung von Personalien könne Gewalt verhindern.
Vor Panikmache warnte in einem anschließenden Gespräch mit dem »Westfälischen Volksblatt« der Leiter des Gynamsums Schloß Neuhaus Bernhard Gödde: Sicherlich müsse man den Anfängen wehren und dürfe das Problem auch nicht verharmlosen, aber er verwies auf nur 35 Fälle von Gewalt - meistens Erpressungsversuche - innerhalb von einem Jahr im gesamten Schulzentrum. Gödde »In Schloß Neuhaus herrscht ein hohes Maß an Wohlgefühl.«

Artikel vom 10.02.2007