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Abenteuer im Reich der Mitte

Großenederer (27) unterrichtete Maschinenbau-Studenten in China

Von Ralf Benner (Text und Foto)
Großeneder (WB). Die Volksrepublik China rüstet sich für die Zukunft. Die Wirtschaft des Landes boomt seit Jahren. »Aufbau-Hilfe« im Reich der Mitte leistete jetzt Christian Karls aus Großeneder. Der 27-jährige Student der Uni Paderborn zeigte den Chinesen, wie Maschinen richtig konstruiert werden.

Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Paderborner Hochschule, Fachbereich Maschinenbau, und der Chinesisch-deutschen Technischen Fakultät lebte und arbeitete Christian Karls für ein Vierteljahr in der Großstadt Qingdao. Sieben Millionen Menschen leben in der Metropole an der Ostküste der Volksrepublik. Die Stadt liegt geographisch in der Mitte zwischen Peking und Shanghai. »Qingdao ist Chinas bekanntester Badeort«, erzählt der Maschinenbau-Student aus Großeneder.
Doch viel Zeit, das pralle Leben am Strand des ost-chinesischen Meeres zu genießen, hatte der 27-Jährige nicht. Denn er war gekommen, um zu arbeiten - gemeinsam mit seinen deutschen Kommilitonen Markus Weskamp (24) aus Brakel, den Paderbornern Christoph Noeke (27) und Ulf Damerow (24) sowie Johannes Höwer (25) aus Schmalenberg.
Als Übungsgruppenleiter betreuten sie die Studenten im Fachbereich Maschinenbau der Technischen Fakultät in Qingdao. Christian Karls erläuterte den jungen Chinesen, wie Bauteile korrekt berechnet und Maschinenelemente konstruiert werden. Den Unterricht gaben die wissenschaftlichen Mitarbeiter auf Deutsch.
Das Reich der Mitte habe bei ihm »gewaltige Eindrücke« hinterlassen. Die dort herrschenden Gegensätze von Reich und Arm, Alt und Neu, seien beeindruckend gewesen, berichtet der Großenederer. Auf engstem Raum, oft nur einen Straßenzug voneinander entfernt, stünden teure Nobelhäuser neben schäbigen Barracken.
Das chinesische Essen sei etwas gewöhnungsbedürftig, das Angebot in den Supermärkten sehr exotisch gewesen. Unter anderem wurden dort Seeigel und Quallen zum Verkauf angeboten. An den Fleischerhaken baumelten ganze Tiere. In der Auslage entdeckte Christian Karls sogar Entenköpfe.
Er habe schon einige Zeit gebraucht, um anhand der chinesischen Schriftzeichen Rind- und Schweinefleisch in den Regalen auseinanderhalten zu können, berichtet der Großenederer. Die Chinesen selbst seien sehr gastfreundlich ihm gegenüber gewesen und hätten schnell Einladungen zum Essen ausgesprochen. »Hunde oder Katzen lagen aber nie vor mir auf dem Teller«, erzählt er mit einem Schmunzeln und ergänzt: »Hundefleisch ist auch sehr teuer, das kann sich eine chinesische Durchschnittsfamilie kaum leisten.«
Auf Besichtigungstour in der Volksrepublik begaben sich die Studenten der Uni Paderborn natürlich auch. Die Große Mauer, der Platz des Himmlischen Friedens sowie die Verbotene Stadt zählten zu ihren Reisezielen. In Erinnerung geblieben sind ihnen auch die beeindruckenden Metropolen Peking und Shanghai.
Momentan brütet Christian Karls, der vor seinem Studium eine Lehre als Industriemechaniker bei der Firma Lödige in Scherfede gemacht hat, über seiner Diplom-Arbeit. Bahntechnik ist sein Steckenpferd: »Ich könnte mir schon vorstellen, für eine begrenzte Zeit in China zu arbeiten, aber für immer leben könnte ich dort nicht!«

Artikel vom 10.02.2007