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Frank Müller-Penzlin, Deutsche Tafel e.V

Drei Fragen an . . .


Mittlerweile versorgen sich bundesweit 500 000 Menschen über 650 Tafeln mit Lebensmitteln. Frank Müller-Penzlin, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel, sieht angesichts steigender Armut den Bedarf nicht gedeckt.

Enger hat 20 000 Einwohner. Wie groß sollte eine Stadt sein, in der die Tafel eingerichtet wird?
Frank Müller Penzlin: Entscheidende Voraussetzung für die Gründung einer Tafel ist es, dass genügend Lebensmittelspender gefunden werden. Die Gründung einer Tafel sollte immer im Einvernehmen mit Tafeln in der Nähe erfolgen. Hier unterstützt der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. die Gründungsinitiative. Erfahrungsgemäß sollte die Stadt mindestens 10 000 bis 15 000 Einwohner haben.

Die Tafel ist etabliert. Gibt es dennoch Schwierigkeiten, mit denen gründungswillige EhrenamtlicheÊ beim Aufbau in ihrer Stadt rechnen müssen?
Frank Müller-Penzlin: Die Schwierigkeiten bestehen darin, die Voraussetzungen für den Start der Tafel-Arbeit zu schaffen: Lebensmittelspender finden, Logistik organisieren, Räumlichkeiten finden. Die überzeugende Tafel-Idee hilft den engagierten Ehrenamtlichen, notwendige Spender und Sponsoren zu gewinnen. Eine Schwierigkeit gibt es nicht - leider: Die Anzahl der Bedürftigen wächst weiterhin.

Die Tafel ist eine große Erfolgsgeschichte. Ist das Konzept im Laufe der Jahre angepasst worden, zum Beispiel an die stetig anwachsende Armut bei Kindern?
Frank Müller-Penzlin: Der Kern der Tafel-Idee ist geblieben: Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. Die örtlichen Tafeln entwickeln darüber hinaus viele weitere Initiativen, um sozial Schwachen zu helfen. Ein großer Teil bietet spezielle Unterstützung z.B. für Familien mit Kindern an, organisiert Weihnachtsfeiern oder betreute Nachmittage. Unter anderem in Köln, Berlin oder Hannover haben sich Kinder-Tafeln gegründet. Wir wissen, dass etliche Tafeln ähnliches planen, eben weil die Nachfrage da ist.

Artikel vom 09.02.2007