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Stadt stiehlt Autofahrern Zeit

»Brötchengebühr« sorgt für Irritation - 31 Parkautomaten sind betroffen

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Gern lässt sich die Stadt Paderborn als IT-Standort mit innovativen Konzepten feiern. Sogar seine Parkgebühren kann der Bürger per Handy bezahlen. Mit ihren technisch vergleichsweise vorsintflutlichen Parkscheinautomaten hat die Stadt allerdings mehr Probleme, als ihr lieb sein kann.

Erst kürzlich hatte sich - wie berichtet - eine Autofahrerin über die nimmersatten Hartgeldschlucker ohne Überzahlungsregler auf dem Maspernplatz beklagt. Jetzt sorgt die so genannte »Brötchengebühr« für Irritationen und zwingt die Verwaltung zu einer neuen Beschriftung an etlichen Automaten.
Jahrelang hat offenbar niemand gemerkt, dass zahlreiche Geräte die Parkgebühr nicht korrekt ausweisen. »Je Stunde 1,25 Euro, 10 Minuten 0,05 Euro«, wird der Autofahrer informiert. Wer also 70 Minuten parken will, müsste nach Adam Riese 1,30 Euro zahlen. Beim Blick auf den Parkschein wird der mathematisch versierte Zeitgenosse dann allerdings verwundert feststellen, dass er für sein Geld keine 70, sondern nur 65 Minuten Parkzeit bekommen hat.
Peter Specka aus Schloß Neuhaus erkannte als erster, dass ihm die Stadt fünf Minuten Parkzeit stiehlt. An der Bielefelder Straße, gegenüber der Verwaltungsnebenstelle, bekam er wegen angeblicher Parkzeitüberschreitung ein Knöllchen von fünf Euro. Nach umfangreichem Schriftwechsel räumte der zuständige ASP-Eigenbetrieb den Fehler ein und spendierte dem zu Unrecht abkassierten Bürger einen Parkgutschein über 20 Euro.
Die 5-Cent-Brötchentaste für Kurzparker hätte es dort in Schloß Neuhaus überhaupt nicht geben dürfen, erläutert Stadtsprecher Jens Reinhardt. Die Möglichkeit des Kurzparkens sei lediglich für einige wenige Stellplätze im inneren Ring der City vorgesehen. Sie gelte auch nur für die ersten zehn Minuten und sei nicht zum Nachlösen gedacht. Für alles, was über zehn Minuten hinaus gehe, gelte ein anderer Abrechnungsmodus. »So, wie es dort steht, ist es schon etwas missverständlich«, gibt Reinhardt zu. »Aber wir haben das Problem erkannt und überlegen uns, wie man das ändern kann.« Betroffen seien insgesamt 31 Automaten.
Böse Absicht oder Abzocke, beteuert Reinhardt, stecke ganz bestimmt nicht dahinter. Er rät allen Autofahrern, das Display am Automaten vor dem Ausdrucken des Parkscheins genau zu kontrollieren, um Missverständnisse zu vermeiden.

Artikel vom 14.02.2007