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Liberale sind gegen Pläne
des Landschaftsverbandes

FDP-Fraktion besucht die Lebenshilfe Detmold

Detmold (SZ). Bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung in Wohn- und Werkstätten will sich die FDP-Fraktion in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe für eine verstärkte Förderung von kleinen, flexiblen Einrichtungen wie der Lebenshilfe Detmold einsetzen. Gleichzeitig soll die Entscheidungskompetenz über das bestmögliche Arbeits- und Wohnangebot von den Menschen mit Behinderung vor Ort getroffen werden.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) solle sich zunehmend darauf beschränken, die finanziellen Rahmenbedingungen zu setzen statt über jeden Einzelfall zu entscheiden, sagte Fraktions-Chef Stephen Paul während eines Besuchs der Liberalen in den Werkstätten der Lebenshilfe Detmold auf Gut Johannettental.
Anlass für das Gespräch der FDP-Mitglieder mit Lebenshilfe-Verantwortlichen in Detmold sei das Bestreben des LWL, den eigenen finanziellen Aufwand bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung einzuschränken. Unter anderem sollen deshalb ambulante Wohnformen gegenüber stationären Plätzen bevorzugt ausgebaut werden. Demgegenüber sei in Detmold eine stetig steigende Nachfrage von Menschen mit Behinderung nach Wohn- und Werkstättenplätzen vorhanden, die zum Großteil vom LWL zu finanzieren sind.
Ambulante Wohnformen hätten eine lange Tradition bei der Lebenshilfe, betonte deren Vorsitzende Katharina Kleine-Vennekate im Gespräch mit den Politikern. 79 Prozent aller Werkstatt-Mitarbeiter der Lebenshilfe wohnten bei ihren Familien oder in Formen des ambulant betreuten Wohnens. Insofern bereite der Appell des LWL zur Stärkung dieses Bereichs der Lebenshilfe Detmold überhaupt keine Probleme. Sorgen machten der Lebenshilfe dagegen Vereinbarungen des LWL mit Großeinrichtungen in Ostwestfalen-Lippe wie dem Wittekindshof und den von Bodelschwingh'schen Anstalten. Diese stärkten die großen Anbieter und benachteiligten die kleinen. Die Lebenshilfe Detmold benötige auf jeden Fall auch in Zukunft zusätzliche Wohnstätten-Plätze, um den Menschen mit Behinderung in der Nähe ihres bisherigen Wohnumfeldes ein Angebot machen zu können, hob die Vorsitzende hervor.
Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Conrad wies auf die Notwendigkeit hin, dass der LWL klar stelle, ob es ihm bei seinen Aussagen zu den ambulanten Wohnformen für Menschen mit Behinderung vorrangig um Einsparungen gehe oder um die Umsetzung des individuellen Wunsches und Wahlrechts und damit um das Wohl des Menschen mit Behinderung. Er machte darüber hinaus deutlich, dass der Erfolg der Werkstätten für behinderte Menschen nicht an ihrer Vermittlungsquote in den allgemeinen Arbeitsmarkt gemessen werden könnten. Die Werkstätten hätten die Aufgabe, Menschen mit schweren Behinderungen, die erwerbsunfähig seien, die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Und das setzten sie beispielgebend um.
Die FDP-Poltiker sagten zu, sich in Münster für die kleinen Einrichtungen zur Betreuung von Menschen mit Behinderung einzusetzen.

Artikel vom 09.02.2007