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Wenn's hupt, ist das Frühstück da

Ludger Niehüser (43) hat mit seiner rollenden Kantine eine Marktlücke entdeckt

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Während die Kunden meist noch schlafen, bereitet das Team von Kaufmann Ludger Niehüser (43) bereits das Frühstück vor. So gegen 5 Uhr in der Früh dringt aus dem ehemaligen Gebäude der Bornholter Käsefabrik am Grubenweg in Bornholte verführerischer Duft von Gebratenem und Kaffee in die kühle Waldluft.

Um 5.15 Uhr fährt Niehüser seine drei mobilen Kantinen vor. Brötchen werden belegt, gebratene Hähnchen, Frikadellen, Heißwürstchen, Getränke, Teilchen, Süßigkeiten, Milchprodukte und Zeitungen auf die »Sprinter« verteilt. Alles geht Hand in Hand. »Das muss es auch«, sagt der Kaufmann, »jede Minute zählt«. Um 6.15 Uhr fährt der erste Wagen los. Chefin Sabine Niehüser wechselt dann den Platz am Küchenherd mit dem am Steuer. Neben ihr Mitarbeiterin Karin Lawrenz. Wenn sie hupend auf einen Firmenparkplatz einbiegen, werden sie schon erwartet. Sofort bildet sich eine Schlange vor dem rollenden Kiosk. Die Frauen kennen die Wünsche meist schon im Voraus, zügig läuft der Verkauf, wenige Minuten später rollt der Sprinter weiter. »Die meisten sind Stammkunden, etwa 80 bis 90 Prozent«, erklärt Ludger Niehüser, der frühzeitig erkannt hat, dass das Geschäft mit den belegten Brötchen die in Verl und näherem Umkreis als »Milchtönne« bekannte Familienfirma zukunftsfähig macht. »Läuft prima«, sieht er seine Entscheidung bestätigt. Eigentlich gingen Brötchen bei Niehüser schon lange über die Ladentheken des ehemaligen Edeka-Ladens an der Hauptstraße und des mobilen Tante Emma-Ladens, mit dem Ludger Niehüser täglich unterwegs ist. Als er sah, dass die Nachfrage immer stärker wurde, die Rendite im Einzelhandel sich aber immer frustrierender entwickelte, kam Ludger Niehüser, der 1990 ins elterliche Geschäft eingestiegen war, ins Grübeln. »Als ich dann vor zwei Jahren unseren Laden zugemacht und Edeka-Niehüser in Milchtönne Mobiler Handel verwandelt habe, waren meine Eltern, die ja alles aufgebaut hatten, erst ziemlich geschockt, und mir ist die Entscheidung sehr schwer gefallen.« Doch der Erfolg gab ihm Recht: Das Kerngeschäft, das bei den Niehüsers schon immer auf vier Rädern stattfand, boomte. Der Umsatz ist um zehn Prozent gewachsen, die Rendite hat sich verdoppelt. »Und Zweidrittel des Umsatzes fahren wir mit der mobilen Kantine ein«, freut er sich. Den Rest erwirtschaftet Niehüser mit seinem mobilen Tante Emma-Laden. Kleiner Wermutstropfen: »Der Sprit!«, klagt er, »wenn ich meine Milchpreise an die Dieselpreise koppeln könnte, wäre ich reich.«
Acht Mitarbeiterinnen versorgen die Kunden in Verl, Schloß Holte, Augustdorf und Stukenbrock mit Frühstück. Und der Brotlieferant hat morgens um 4.45 Uhr am Grubenweg einiges auszuladen: »Täglich gehen 700 Brötchen bei uns durch«, sagt der Kaufmann. 300 Quadratmeter stehen am Grubenweg zur Verfügung, mit zwei Kühlhäusern, einer Küche, drei Lagern und einem kleinen Büro. Zwölf Stunden ist der Arbeitstag für Ludger Niehüser lang - er sieht es aber als Hobby, nicht als Belastung: »Was will ich mehr: Ich komme gut klar, habe Spaß an der Arbeit und gute Mitarbeiter«, sagt er. Und gute Ideen: »Einen Mittagsservice noch dazu und eine rollende Imbissstube - das wäre schön.«

Artikel vom 10.02.2007