09.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ellerburg - ein Schlaf ohne Erwachen

Ausschuss für Stadtentwicklung: Eine Sanierung des alten Gebäudes ist nicht mehr möglich

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). Sie gleicht einem Dornröschen-Schloss im tiefen Schlaf. Doch wird sie wohl nicht wieder daraus erwachen - die Ellerburg.

Jürgen Reuter vom Westfälischen Amt für Landschafts- und Baukultur verdeutlichte den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses: »Die Gebäude sind in einem ruinösen und bedauernswerten Zustand. Alles ist so marode, dass eine Sanierung kaum noch oder nicht mehr möglich ist. Die Ellerburg kann nur noch in ihren Grundzügen erhalten werden.«
Der Putz ist von den Wänden gebrochen, das Mauer- und Holzwerk ist durch Nässe zerstört, eine Ecke ist herausgebrochen. Stützen bewahren die Gebäude vorm Einsturz, im Inneren sind Balken in die Räume gestürzt. »Die Kosten für Sanierungsmaßnahmen sind schwer zu schätzen. Vielleicht 4,5 oder 5 Millionen Euro«, erklärte Reuter. Im Hinblick vor allem auf die kleine Nutzfläche von etwa 1000 Quadratmetern sei das aber sehr unwirtschaftlich.
20 Jahre lang seien Nutzungskonzepte aufgestellt, aber nie realisiert worden. 1986 wurde die Ellerburg unter Denkmalschutz gestellt, seit 2004 ist sie im Besitz der Stadt. »Bereits 1985 hieß es, dass die Burg in einem bedrohlichen Zustand ist. 1911/12 hatte die letzte Gesamtrenovierung stattgefunden«, so Reuter.
»Es ist gut, dass wir nun einen aktuellen und unabhängigen Schadensbericht vorliegen haben. Auf dieser Grundlage können wir jetzt an neuen Konzepten arbeiten«, sagte Stadtentwickler Heiner Brockhagen. »Wir hätten uns in naher Zukunft sonst auch Gedanken machen müssen, ob es sinnvoll gewesen wäre, in eine weitere Sicherung der Ruine zu investieren«, meinte Brockhagen.
Um die Garten und Parkanlage sei es besser bestellt, konnte Reuter eine positive Botschaft überbringen. Die Ellerburger Allée sie bis zu 160 Jahre alt und die Platanen und Rosskastanien seien in gutem Zustand. Auf den ersten Blick sehe es auch so aus, als wenn die wertvolle und nach Expertenschätzung 400 Jahre alte Linde im Burghof gesund sei. »Mit wenig Aufwand könnte ein Parkweg angelegt und die historischen Bäume freigestellt werden, indem jüngere Bäume und Gestrüpp entfernt würden. Das sei wichtig, damit die wertvollen alten Bäumen nicht vertrockneten. »Die Maßnahmen der ersten Priorität könnten sich auf 9000 Euro belaufen, wenn ein gewisses Bürgerengagement hinzukommt«, so der Fachmann.
Ein Rückbau der Burg sei kaum zu umgehen. Dafür aber müsste die Burg aus dem Denkmalschutz genommen werden. »Auf Basis des neuen Schadensbildes werden wir am 27. Februar mit der Landesamtlichen Denkmalpflege Gespräche führen«, so Brockhagen.
Als neue Nutzungsmöglichkeiten zeigte Jürgen Reuter auf: eine Einbettung in »Gärten und Parks in OWL«, eine Reihe, die Zeugnisse regionaler Kulturgeschichte sichert; ein »inszenierter Verfall«, gegebenenfalls auch als Kulisse für eine Freilichtbühne sei auch möglich. »Denkbar ist auch der Verkauf an einen privaten Interessenten. Dabei könnte die Ellerburg auf ihre Fragmente zurückgebaut werden und daraus ein moderner Bau mit Glaselementen erwachsen«, erklärte Reuter und verdeutlichte diese Idee mit einer Fotomontage. »Wichtig ist, dass wir für alles offen sein müssen. Kommt ein privater Investor, müssen wir kreativ sein«, betonte Brockhagen.
»Wir haben heute das Todesurteil der Ellerburg gehört«, bedauerte Max Grote und Siegfried Nötzel meinte, dass der Vortrag gezeigt hätte, dass der subjektive Eindruck, den die Bevölkerung von der Burg habe, realistisch war.

Artikel vom 09.02.2007