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»WM-Euphorie für den
Abstiegskampf nutzen«

Handball: Interview mit TuS Spenges Trainer Horst Brinkmann

Spenge (WB). Abstiegskampf, Trainer-Wechsel und weiter Warten auf einen neuen Rückraumspieler. Das ist die brisante Situation beim Handball-Zweitligisten TuS Spenge. Lars Krückemeyer sprach kurz vor Beginn der zweiten Saisonhälfte mit dem neuen Trainer Horst Brinkmann.Banger Blick nach vorn: Trainer Horst Brinkmann und der TuS Spenge wollen im Februar die Grundlage für den Klassenerhalt schaffen.Fotos: Lars Krückemeyer
Nach 52 Tagen geht der Kampf um den Klassenerhalt am Samstag mit dem Heimspiel gegen die SG Achim/Baden weiter. Sind Sie froh, dass es nach der langen WM-Pause endlich wieder los geht?Horst Brinkmann: »Leider konnten aus Verletzungsgründen teilweise nur sieben bis acht Spieler trainieren. Von daher hätte ich gerne noch mehr Zeit gehabt, um taktische Dinge besser einzustudieren. Am Montag waren erstmals 13 Spieler dabei, Stefan Dessin wird in dieser Woche auch wieder mitmachen.«

Welche Erkenntnisse hat Ihnen die Vorbereitung gebracht und wie ist die Stimmungslage in der Mannschaft?Horst Brinkmann: »Wir haben noch viel zu tun! Im Kurzturnier am vergangenen Freitag habe ich gesehen, dass wir mit einer 6:0-Deckung gut klar kommen. Auch Pascal Czauderna hat sich gegen Nettelstedt und Essen empfohlen, zunächst werde ich ihn aber nicht hochziehen. Wir haben das WM-Halbfinale gegen Frankreich zusammen gesehen. Ich hoffe, dass wir ein wenig von der Euphorie für uns mitnehmen.«

»Wie ist Ihnen persönlich die Umstellung auf die Doppelbelastung als Trainer und sportlicher Leiter gelungen?« Horst Brinkmann: »Es sind zwar mindestens zehn Jahre her, dass ich Trainer war, aber ich komme damit klar. Natürlich ist der Zeitaufwand gestiegen, aber Michael Scholz und Renate Schubert helfen ja mit. Ich lasse mich übrigens nicht davon beeindrucken, wenn man mir im Internet-Forum vorwirft, dass ich häufig bei den Weltmeisterschafts-Spielen in Halle war, anstatt zu trainieren!«

Es sollte noch ein neuer Spieler verpflichtet werden. Mit Heiner Bültmann, Jürgen Weber und jetzt auch Thomas Zeller gab es drei Absagen. Am 15. Februar endet die Wechselfrist, ist noch mit einer Verstärkung zu rechnen?Horst Brinkmann: »Bültmann wäre ein Mann für die einfachen Tore gewesen, Weber hat sich leider für Oberaden entschieden, obwohl er schon bei uns zugesagt hatte, und Zeller (vom Süd-Zweitligisten Bergischer HC, die Red.) wechselt ab sofort nach Hamm. Trotzdem kann es sein, dass wir noch einen Mann verpflichten. Im Moment trainiert Milan Djuric vom Oberligisten MTV Großenheidorn bei uns mit. Der ist aber eher ein Spielmacher als ein Torjäger. Bis Samstag wird wohl kein Neuzugang mehr verpflichtet.«

Mit Sascha Grote, Carsten Mundhenk und Johnny Dähne sind jetzt drei Torhüter im Kader. Wie gehen diese Spieler damit um? Werden immer alle Drei im Kader für die Spiele stehen?Horst Brinkmann: »Sie verhalten sich sehr professionell. Mir hat allerdings das Turnier am vergangenen Freitag in meiner Entscheidungsfindung nicht geholfen, denn Johnny hat gegen Minden eine ansprechende Leistung gezeigt. Wenn ich 14 gesunde Spieler habe, werde ich wohl einen Torwart draußen lassen. Denkbar ist auch, dass einer in der Reserve spielt. Dafür müsste er zweimal in der 2. Liga ausgesetzt haben.«

Spielt der lange verletzte Marco Steffen noch eine Rolle in den Planungen für die zweite Saisonhälfte?Horst Brinkmann: »Marco ist weiterhin krank geschrieben, arbeitet aber vier bis fünfmal in der Woche in der Reha an seinem Comeback. In drei bis vier Wochen kann er wohl wieder mit dem Balltraining beginnen. Gut möglich, dass er sich erstmal in der zweiten Mannschaft Spielpraxis holt.«

Die Verträge mit den Spielern waren zum 31. Januar von beiden Seiten kündbar, hätten sich ansonsten verlängert. Wie ist der Stand der Dinge?Horst Brinkmann: »Die meisten Verträge sind entweder von den Spielern oder vom Verein gekündigt worden, zwei Spieler haben trotzdem Gesprächsbereitschaft für eine Verlängerung angedeutet. Namen möchte ich noch nicht nennen. Für die Spieler ist wichtig zu wissen, in welcher Klasse und unter welchem Trainer sie spielen werden. Ich konzentriere mich im Moment aber mehr auf die wichtigen Spiele im Februar.«

Apropos neuer Trainer. Der TuS Spenge ist bekanntlich an André Fuhr vom Frauen-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe interessiert. Gibt's eine Tendenz?Horst Brinkmann: »Auch hier möchte ich keine Namen nennen. Aber unser Wunschkandidat will sich in der nächsten Woche entscheiden.«

Wie steht es um die Lizenzerteilung für die Saison 2007/08?Horst Brinkmann: »Wir haben die Lizenz im Dezember beantragt, die finanziellen Unterlagen müssen bis zum 10. März eingereicht werden. Obwohl es nicht leicht ist, sind wir mit unseren Zahlen nicht unzufrieden. Im Vergleich zur Hinrunde der vergangenen Saison sind die Zuschauereinnahmen um 2000 Euro gestiegen. Dafür müssen wir höhere Schiedsrichterkosten bezahlen.«

Sie haben neuneinhalb Jahre sehr eng mit Trainer Walter Schu-bert zusammengearbeitet. Haben Sie die Trennung inzwischen verdaut?Horst Brinkmann: »Wir telefonieren zwei-, dreimal im Monat. Im Moment ist die Anspannung bei mir so groß, dass ich mir darüber keine Gedanken mehr mache. Walter meinte, dass wenn wir den Klassenerhalt vor dem letzten Heimspiel der Saison geschafft haben sollten, er sich in Spenge verabschieden will. Ich gehe fest davon aus, dass er wieder eine Mannschaft übernehmen wird.«

Artikel vom 08.02.2007