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Kirchenfreizeiten sorgen für Unmut

Gymnasium und Gesamtschule wollen Unterrichtsausfall reduzieren

Von Per Lütje
Löhne (LZ). Obernbecks Pfarrer Rolf Bürgers versteht die Welt nicht mehr. »Über Jahre war es unproblematisch, Schüler für die Konfirmandenfreizeit drei Tage von der Schule freizustellen.« Gymnasium und Gesamtschule wollen künftig aber nur noch einen Unterrichtstag zur Verfügung stellen.

»In manchen Klassen sitzen Schüler aus drei unterschiedlichen Kirchengemeinden. Wenn die jeweils drei Tage auf Konfirmandenfreizeit unterwegs sind, müssen wir für neun Tage sämtliche Klassenarbeiten blockieren«, begründet Gymnasialrektor Jürgen Bollmann die Beschränkung.
Axel Davidheimann, Oberstufenleiter an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule, pflichtet Bollmann bei: »Ich halte es als Religionslehrer und bekennender Christ für ausreichend, den Schülern einen Tag freizugeben. Ansonsten ist das eine zu starke Belastung für die Schüler, die ja den versäumten Stoff nacharbeiten müssen.« Darüber habe man sich auch Anfang 2006 im Rahmen einer Besprechung zwischen Schulleitern und Vertretern der Kirchengemeinden verständigt. »Man könnte doch zum Beispiel diese Freizeiten mit dem Wochenende verbinden«, schlägt er vor.
Pfarrer Rolf Bürgers steht diesem Vorschlag skeptisch gegenüber und weist auf die personelle Situation der Kirchengemeinden hin: »Für die Pfarrer ist es schwierig, sonntags mit den Konfirmanden unterwegs zu sein.« Er habe den Eindruck, dass die Haltung der Schulleitungen oder Lehrer bei der Neuregelung eine Rolle spiele. »Die Schulen profitieren doch von den Freizeiten. Es hat Vorfälle von Gewalt gegeben. Diesem Thema stehen Schulen teilweise hilflos gegenüber. Auf Freizeiten erleben wir, wie wichtig es ist, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.«
Nicht alle weiterführenden Schulen sehen die Konfirmandenfreizeit als Problem an. »Das war bei uns noch nie problematisch und ist auch gar kein Thema. Wir halten diese Fahrten für richtig und gut«, sagt Herbert Rürup, Leiter der Realschule an der Goethestraße. Er regt an, dass sich die Löhner Kirchengemeinden auf einen gemeinsamen Termin für ihre Freizeiten verständigen, um jene Schulen zu entlasten, die von Kindern aus mehreren Gemeinden besucht werden.
Auch Rainer Krahe, Rektor der städtischen Realschule an der Königsdtraße, will seine Schüler weiterhin vom Unterricht freistellen, »wenngleich das immer eine Belastung für die Schule ist«, sagte er. Er könne beide Seiten verstehen, sei aber auch daran interessiert, dass die Kirchengemeinden gute Arbeit leisteten.
Pfarrer Rolf Bürger geht davon aus, dass wohl kein Weg daran vorbeiführen wird, die Fahrten künftig auf das Wochenende zu verlegen. »Wir werden uns auf jeden Fall noch einmal alle an einen Tisch setzen und die Sache auch rechtlich prüfen lassen. Nach meiner Kenntnislage steht es im Ermessen der jeweiligen Schulen, den Schülern drei Tage freizugeben. Das ging über Jahre. Warum jetzt auf einmal nicht mehr?«

Artikel vom 08.02.2007