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FBI: »Stadt hat 30 Millionen verzockt«

E.ON-Konzern macht seine Tochter platt und verärgert Mitarbeiter und Kommunen

Von Rüdiger Kache
Paderborn (WV). Der E.ON-Mutterkonzern hat ganz offensichtlich hinter den Kulissen schon damit begonnen, seine Tochter E.ON Westfalen Weser platt zu machen. Erste Versetzungen von Mitarbeitern aus Paderborn in andere Regionen wurden bereits ausgesprochen. Jetzt läuten im Paderborner Rathaus und im Kreishaus die Alarmglocken.

Hartmut Hüttemann, Kreisvorsitzender der Freien Bürger Initiative (FBI) und Kommunalpolitiker im Rat und im Kreistag, ist erschüttert darüber, dass seine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen wurden. »Mit etwas Gespür für die Realitäten hätte man vorgewarnt sein müssen«, verweist Hüttemann auf seine Forderungen schon seit März 2005, sich von den E.ON-Aktien zu trennen und einen Teil von dem Erlös in eine städtische Energiegesellschaft zu stecken. »Damit kann man etwas für die Bürger tun und Einfluss nehmen.«
Der FBI-Chef versteht die Blauäugigkeit insbesondere des Bürgermeisters und der CDU-Fraktion nicht, die all diese Forderungen abgelehnt hätten und nun vor einem Scherbenhaufen stünden. »Einem E.ON-Konzern-Vorstand, der mit den Spaniern um Milliarden pokert und mit Russlands Präsidenten Putin um Gas schachert, sind Paderborner Arbeitsplätze bei einer kleinen Tochtergesellschaft doch völlig egal.«
Durch den Umbau des Gesamtkonzerns und den damit verbundenen Wertverlust des Aktienpaketes der Töchter schätzt Hüttemann Einbußen allein der Stadt von mehr als 30 Millionen Euro. »Das ist der Gegenwert des kompletten Stadions mit Infrastruktur und Trainingsplätzen, der sich durch Unvernunft in Luft aufgelöst hat.« FBI hatte im vergangenen Jahr gefordert, die so genannte Put-Option zu ziehen, das heißt, das Aktienpaket im Garantiewert von 130 Millionen Euro an E.ON zurück zu geben. Das hätten Stadt und Kreis (weitere 20 Millionen Euro) mit der Mentalität von Börsenspekulanten verstreichen lassen. »Jetzt ist nicht nur das Geld weg - es gibt massiven Arbeitsplatzabbau und es drohen weitaus geringere Konzessionsabgaben des Stromkonzernes an die Kommunen, da diese umsatzabhängig sind.«
Hüttemann erwartet nun politisches Handeln. Eine Forderung, die gestern auch der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Schmitz erhob: »Alle Kommunen mit Anteilen an E.ON Westfalen Weser müssen zusammen halten und alle rechtlichen Mittel gegen die Zerschlagung der E.ON-Tochter einsetzen.«

Artikel vom 08.02.2007