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Das Comeback des Jahres

»Rocky Balboa« steigt wieder in den Ring und haut ordentlich zu

Zum sechsten Mal seit dem Klassiker von 1976 zieht sich Sylvester Stallone wieder die Boxhandschuhe an, um zu seiner Größe als Underdog-Ikone zurückzukehren. 16 Jahre nach dem letzten Auftritt als Rocky gibt er - im Film wie im Leben - ein furioses Comeback.

»Rocky Balboa« (so der Filmtitel) hat die 50 lange überschritten und dem Boxgeschäft seit langem den Rücken gekehrt. Vom Ruhm als Schwergewichtsweltmeister ist ihm wenig geblieben. Sein Restaurant in Philadelphia läuft schlecht, weshalb es den Witwer notgedrungen wieder in den Ring zieht. In einem virtuellen Vergleich gelingt es ihm, den amtierenden Champ Mason »The Line« Dixon (Antonio Traver) zu besiegen. Der bietet ihm daraufhin ein echtes Match an. Paulie (Burt Young) und Rockys Sohn (Milo Ventimiglia) trainieren ihn.
Mit großen Gegnern musste es der Volksheld aus Philadelphia aufnehmen in einer Karriere, die für die Ewigkeit geschrieben ist. Erinnerungen ziehen vorbei: an den großmäuligen Apollo Creed, den Irokesenbrecher Clubber Lang, den sibirischen Kühlschrank Ivan Drago und an den Aufsteiger Tommy Gunn, der nicht Rockys Rekorde, aber sein Vertrauen brach. Wie schließt man eine solche Serie glaub- und denkwürdig ab, ohne einen noch monströseren Gegner aus dem Hut zaubern zu müssen?
Sylvester Stallone, der mit dem großherzigen Underdog seine Karriere begründete, entschied sich für den besten aller Wege. Er blickt nach vorne und gleichzeitig zurück, verknüpft die Vergangenheit mit der Gegenwart, besinnt sich auf das, was das Original zu einer oscargekrönten Film-Saga machte.
So hat das Ende in vielerlei Hinsicht die Qualitäten des Anfangs, hat sensibel gezeichnete Figuren, menschliche Wärme, leisen Humor und natürlich einen Fight, in dem Rockys Lebenseinstellung in zwölf Runden komprimiert ist: Zu Boden geht man oft, doch aufstehen muss man immer.
Wie sich das anfühlt, weiß der Ex-Weltmeister ganz genau. Nach dem Tod seiner Frau Adrian führt er ein Restaurant und ein Leben in Einsamkeit, in dem sich auch Sohn Rocky Junior rar macht. Doch unerwartet kommt wieder Bewegung in die erstarrte Alltagsroutine.
Aber Boxen ist für Rocky kein Zirkus, in dem er den Clown spielt. Er gibt alles, um alles zu gewinnen. So läuft er wieder auf den Straßen von Philadelphia, sprintet zur legendären Hymne die Stufen zur Aussichtsplattform hinauf und reißt die Fäuste zum Himmel, um es uns allen zu zeigen: Wo Rocky draufsteht, ist immer noch Dramatik, Kraft und Leben drin.Und Rocky!

Artikel vom 08.02.2007