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Aufführung als
Dankeschön an
Ehrenamtliche

Kirchliches Leben im Kabarett

Dielingen (voc). Kirchenkabarett - dass es so etwas überhaupt gibt, war wohl nicht nur Helga Steckel, sondern auch den meisten Gästen im Dielinger Gemeindehaus zuvor unbekannt gewesen. Ulrike Böhmer aus Iserlohn amüsierte 150 Zuschauer zwei Stunden lang und riss dabei unter ihrem Bühnennamen »Frau Schabiewsky« hintersinnige Zoten über das kirchliche Leben.

»Als ich aber im Internet recherchierte, wen wir wohl für unseren Dankeschön-Abend einladen könnten, stieß ich auf Ulrike Böhmer und ihr kirchliches Kabarett-Programm ÝÜber'n TellerrandÜ und dachte mir: Das wäre doch mal eine besondere Überraschung für unsere vielen freiwilligen Helfer«, erläuterte Steckel, die sich gemeinsam mit Martina Wilking, Arnold Konow, Angelika Kalmey und Elke Gräber im Vorbereitungsausschuss der Presbyteriums engagiert hatte.
Die Überraschung gelang: Natürlich in breitestem »Ruhrpott-Akzent«, wie es sich für eine »echte« Dortmunderin gehört. Mit Berichten aus der dortigen Gemeinde nahm Böhmer die kirchlichen Gepflogenheiten von sowohl Katholiken als »Evangelen« aufs Korn, etwa am Beispiel eines doch recht ungewöhnlichen Krippenspiels. Die korpulente Frau Schabiewsky spielte dort nicht etwa wie gewünscht das Jesukind, sondern die Maria - »wahrscheinlich des schwangeren Ganges wegen.«
Damit aber nicht genug - als Schafe an der Krippe mussten die Männer aus dem Schützenverein herhalten. »Kein Problem, wir haben einfach Bier in die Tröge geschüttet, und das ganze lief wie geschmiert.« Auch für die Behebung des chronischen Geldmangels ihrer Gemeinde hatte die Ruhrgebiets-Komikerin unkonventionelle Ideen: »So wie in meinem Alter die Gelenke quietschen, brauchen wir doch keine Kirchenglocken mehr, Herr Pastor.«
Die Zusammenlegung von Kirchengemeinden und Pfarrbezirken - für die Kirchengemeinde Dielingen durchaus ein ernstes Thema - kommentierte Ulrike Böhmer lakonisch: »Ja ja, das kennen wir bei uns in Dortmund auch. Wir müssen demnächst mit den Bekloppten aus Castrop-Rauxel zusammenarbeiten, oh Gott.« Ob gemeinsam durchzechte Nächte mit dem Pastor oder Bungee-Jumping vom Kirchturm - Frau Schabiewsky hatte mit den absurden Geschichten und Episoden aus ihrer Heimat die Lacher der Zuhörer mehr als einmal auf ihrer Seite.
Dabei hätte ihr Besuch in Dielingen beinahe ausfallen müssen, erklärte Böhmer augenzwinkernd. »Ach, wissen Sie, mein Mann Herbert ist hierher gefahren, und so, wie die Männer nun einmal sind, fragen sie ja nie nach dem Weg. Was meinen Sie, weshalb der Moses das Volk Israel vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt hat?«
Den ernsten Hintergrund des humorvollen Abends unterstrich die Vorsitzende des Presbyteriums, Hannelore Fieseler. »Ehrenamtliche Arbeit wird nicht nur für die Kirche, sondern allgemein immer wichtiger. Dieser Abend ist unser Dank für Ihr Engagement für unsere Gemeinde.« Und Helga Steckel fügte hinzu: »Wenn ich bedenke, dass alle Zuhörer freiwillige Helfer sind, ist das ein ganz überwältigender Anblick.« Oder, um es mit den Worten von Ulrike Böhmer alias Frau Schabiewsky zu sagen: »Jaha, inne Kirche, da is immer watt los, ne?«

Artikel vom 07.02.2007