06.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Regenwürmer lieben Kaffee

Julius Sander aus Großeneder startet am Samstag bei »Jugend forscht«

Von Jürgen Vahle
Großeneder/Warburg (WB). »Lumbricus terrestris«, so lautet der wissenschaftliche Name für den Regenwurm. Nützlich ist er. Er lockert den Boden auf und sorgt dafür, dass Pflanzen gut wachsen können. Was in der Fachwelt aber weitgehend unbekannt ist: Regenwürmer lieben auch Kaffee. Herausgefunden hat das der 14-jährige Julius Sander. Am Samstag startet er mit seinen Regenwurm-Analysen bei dem Wettbewerb »Jugend forscht«.

Der Schüler des Warburger Hüffertgymnasiums hat eine umfangreiche Untersuchung über Regenwürmer zusammengestellt, die er am Samstag bei der Firma Wincor-Nixdorf den Preisrichtern des Wettbewerbs auf Regionalebene vorstellen will. Ihm winkt eine Teilnahme am Landeswettbewerb im März. »Untersuchung der Lebensbedingungen von Regenwürmern in Bezug auf Substrate, Licht und Feuchtigkeitseinflüsse« lautete der Titel seines Werkes.
Nach einer Biologie-Unterrichtsreihe in seiner Schule stand für den 14-Jährigen fest: »Regenwürmer haben eine große Bedeutung für die biologische Landwirtschaft. Wenn sie den Boden auflockern, dann wachsen die Pflanzen einfach besser.« Dies gelte für den heimischen Gemüsegarten genauso wie für die kommerzielle Landwirtschaft.
Diese Überlegung führte Julius Sander zur Ausgangsfrage seiner Untersuchung: »Wie kann ich es schaffen, dass sich die Regenwürmer im Boden wohl fühlen?« Um dies herauszufinden, füllte er eine Kisten mit vier verschiedenen Bodensorten: Die Viertel enthielten ein Sand/Erde-Gemisch, Blumen- und Gartenerde sowie eine Mischung aus Kaffeesatz und Erde.
In die Mitte der Kiste setzte Julius Sander schließlich zehn Regenwürmer, die er im Garten seiner Eltern und am Wegesrand gesammelt hatte. Einige Tage ließ der Gymnasiast die Würmer durch seine Versuchskiste wühlen - dann holte er ein Sieb und machte eine überraschende Entdeckung: Alle Regenwürmer hatten sich in dem Viertel der Kiste eingefunden, in dem er Kaffeesatz mit Mutterboden im Verhältnis 3:1 aufgeschichtet hatte.
Noch eine weitere Entdeckung machte Julius Sander im Laufe der Analyse: Die Regenwürmer waren so scharf auf die Kaffeesatzerde, dass sie sogar eine zehn Zentimeter hohe Barriere überwanden, um in den beliebten Boden kriechen zu können.
Für seine Teilnahme an »Jugend forscht« hat er diese Ergebnisse und den Versuchsaufbau detailliert dokumentiert. »Eine in sich völlig stimmige Arbeit«, lobt auch sein Biologie-Lehrer Anton Wilmes, der hofft, dass der Junge aus Großeneder am Samstag besonders gut abschneiden wird.
Julius Sander sind bei seiner Analyse allerdings mehr Fragen als Antworten in den Schoß gefallen. Welcher Stoff im Kaffeesatz ist es, der die Regenwürmer anzieht? Werden die Würmer auch von kaltem Kaffee angezogen? Wie reagieren die Würmer auf einen Satz aus Kaffeemehr ohne Koffein.
Einen Tipp hat er allerdings schon heute für alle Gartenfreunde parat: »Der Kaffeesatz gehört nicht in die Bio-Tonne, sondern in den Garten!«

Artikel vom 06.02.2007