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Baumschnitt
zum Schutz

Viele Insektenarten

Bünde (BZ). Der Nabu hat vor kurzem Bäume zurückgeschnitten. Das hilft den Bäumen, damit sie nicht auseinanderbrechen.
Wer die Engerstraße von Enger in Richtung Bünde fährt, dem ist vielleicht schon aufgefallen, dass seit kurzer Zeit am Rande eines von einer Hecke umgebenen Grundstücks 15 Bäume völlig ohne Äste stehen. Die großen weißen Schnittstellen fallen schon von Weitem auf.
Das ist nicht die Folge des Sturmes Kyril. Dieser Rückschnitt an den Kopfweiden war eine Aktion der Mitglieder des Naturschutzbund Deutschland und notwendig, damit die Kronen der Kopfweiden beim nächsten Sturm nicht auseinander brechen. Jede andere Baumart würde einen solch radikalen Rückschnitt nicht verkraften, doch Kopfweiden überstehen das ohne Weiteres.
Diese Weiden wurden vor acht Jahren am Ufer eines kleinen Bachlaufes gepflanzt und haben sich inzwischen zu Bäumen mit einem Stammdurchmesser von etwa 20 Zentimeter entwickelt. Fünf Meter lange Äste bildeten schon üppige Kronen. Der Rückschnitt ist bei jungen Bäumen alle drei bis vier Jahre, bei älteren Bäumen alle acht bis zehn Jahre notwendig. Schon Ende des Jahres werden die Weiden wieder bis zu zwei Meter lange Triebe gebildet haben.
Diesen kräftigen Auswuchs haben sich die Bauern schon früher zu Nutze gemacht. Im Sommer waren die jungen Triebe und Blätter willkommenes Futter für die Rinder, im Winter wurde das Holz zum Anheizen des Ofens verwandt. Auch Gebrauchsgegenstände für das bäuerliche Leben wurden aus dem Weidenholz gefertigt.
Es gibt nur noch wenige, meist überalterte Kopfweiden, um deren Pflege sich meist Naturschutzverbände kümmern, da die Kopfweide Lebensraum für viele Tiere und Insekten bietet. Von den Blüten, Blättern, dem Holz des Stammes und der Äste, an der groben Rinde und sogar im oftmals faulenden Stamminneren leben über 200 verschiedene Insektenarten. Auch viele Käfer haben sich den Weiden angepasst und sind mit dem Rückgang dieser Baumart vom Aussterben bedroht. Für den Menschen ist diese Insektenvielfalt auf den Weiden kaum zu bemerken, aber für Vögel ist hier das Nahrungsangebot reichhaltig. Doch die Kopfweiden bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Unterschlupf für viele Tiere. Besonders der Steinkauz nutzt die Höhlen älterer Kopfweiden als Nisthöhlen.
Die Mitglieder des Naturschutzbundes betreuen inzwischen über 1 000 Kopfweiden in Bünde und Rödinghausen und leisten mit der Pflege der alten Bäume und der Pflanzung neuer Weiden einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz.

Artikel vom 06.02.2007