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»Viren-Angriff« auf Kreis Höxter

72 Noro-Fälle gemeldet - hoch ansteckende Magen-Darm-Erkrankung - Welle ebbt ab

Von Michael Robrecht
und Harald Iding (Foto)
Höxter (WB). Die hoch ansteckenden Noro-Viren haben auch den Kreis Höxter erreicht und sorgen für Magen-Darm-Erkrankungen. Dem Kreisgesundheitsamt in Höxter sind in dieser »Wintersaison« bereits 72 Fälle gemeldet worden. Das berichtete gestern Leitender Medizinaldirektor Dr. Ronald Woltering.

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall - und nachÊ48 Stunden ist der Spuk vorbei. Das sind garantiert Noro-Viren. Die Infektion führt nach einer Inkubationszeit von etwa 24 Stunden zum Ausbruch der Krankheit. BesondersÊin Kindergärten, Schulen, Kasernen, Ämtern, Altenheimen, Krankenhäusern - und auf Kreuzfahrtschiffen wie der Queen Mary - findet das Virus seine Opfer.
Im Kreis Höxter hat das Noro-Virus besonders stark drei Seniorenheime und ein Krankenhaus heimgesucht. »Das Schlimmste ist aber überstanden, die Welle ebbt ab. Wir haben am Wochenende kaum neue Fälle gemeldet bekommen«, sagte Dr. Woltering. Anders als in anderen Regionen bewege sich die Zahl der Erkrankungen noch im »Rahmen des Normalen«, die Viren seien bereits auf dem Rückmarsch. Ostwestfalen ist aber laut Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst dieses Jahr mit einer Rekordzahl an Brechdurchfall-Erkrankungen betroffen. Letzter Höhepunkt im Kreis war der Dezember 2004, als im Brakeler Krankenhaus die Innere Station abgeriegelt wurde.
»Das große Problem beim Noro-Virus ist die sehr hohe Ansteckungsgefahr. Das heißt, nur ganz wenige Viren sind nötig, um eine Erkrankung auszulösen«, erläuterte Dr. Ronald Woltering. Besonders gefährdet sind die Bewohner sowie das Personal von Gemeinschaftseinrichtungen. Die Übertragung der Viren erfolgt laut Dr. Woltering vorwiegend fäkal-oral, nachdem sie über den Stuhl ausgeschieden wurden. Direkt von Mensch zu Mensch sei ein weiterer häufiger Ansteckungsweg.
Berno Schlanstedt, Leiter des Konrad-Beckhaus-Heimes in Höxter, sagte, dass seit Wochen Augenmerk auf die Viruswelle gelegt werde. »Zum Glück hat es uns noch nicht erwischt.« Hygiene im Alltag sei deshalb wichtig. »Ich finde es gut, dass das Thema in den Medien auftaucht, weil es die Menschen sensibilisiert«, meinte Heimleiter Gregor Politiky (Seniorenhaus Beverungen). Auch seine Einrichtung sei bisher noch »norovirenfrei«, aber man sei auf alles vorbereitet.
Dr. Woltering erläuterte, dass Noro-Virenausbrüche mit mehr als zwei Kranken nach dem Gesetz meldepflichtig sind. Der Eindruck, dass Noro-Viren in den vergangenen Jahren verstärkt auf dem Vormarsch seien, habe damit zu tun, dass man viele Erreger heute erst überhaupt genauer diagnostizieren könne. Früher hieß es, drei Tage Durchfall, und das war's. Verstärkte Hygiene und Händewaschen könnten viel bewirken.

Artikel vom 06.02.2007