03.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auszug aus dem »Hotel Mama«

Projektwoche der Schule am Weserbogen klärt über das Leben nach der Schule auf

Von Sarah Essing (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Die erste eigene Wohnung ist für zahlreiche junge Menschen ein großer Traum. Auch die Jungen und Mädchen von der Schule am Weserbogen träumen davon. In einer Projektwoche setzten sie sich deshalb mit der Frage auseinander: »Wie und wo lebe ich nach der Schule?«

»Nach der Schule muss ich vielleicht ins Heim.« Diese Aussage eines Schülers hat Heidrun Estermann getroffen. Zeigt sie doch, dass Vorurteile über Behinderteneinrichtungen und Wohnungen immer noch weit verbreitet sind. »Viele Studenten ziehen doch auch in eine Wohngemeinschaft und das ist völlig normal«, sagt die Sonderpädagogin.
Aus diesem Grund standen nicht nur Vorträge und Gespräche über die Aufgaben des Alltags auf dem Programm, sondern auch ein Kennenlernen der zahlreichen verschiedenen Möglichkeiten, die ihre Schüler haben. Vom betreuten Wohnen bis hin zu Wohngemeinschaften lernten die rund 70 Schüler der Förderschule mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung jede Facette ihrer Möglichkeiten kennen.
Besonders beeindruckt zeigten sie sich dabei vom Besuch einer ehemaligen Schülerin, die nun ein neues Zuhause auf dem Wittekindshof gefunden hat. »Es war schön, dass die Jugendlichen sehen konnten, wie positiv ihr zukünftiges Leben in einer dieser Einrichtungen aussehen kann«, sagte Heidrun Estermann. »Den Besuch in der Trainingswohnung der Schule am Buschkamp in Lübbecke wollten einige gar nicht mehr beenden«, fügt sie schmunzelnd hinzu. »Für Sandra und Sabrina zum Beispiel steht jetzt fest, dass sie da mal einziehen.« Dementsprechend positiv fiel auch der Bericht der beiden Schülerinnen über ihren Besuch in Lübbecke aus.
Hat man dann eine Wohnung, geht es erst richtig los. »Wie lebe ich jetzt? Wie würde ich gerne leben? Wie richte ich mein Zuhause ein? Und wo bekomme ich die passende Ausstattung?« Auf alle diese Fragen erhielten die Schüler eine Antwort. Nicht nur von ihren Lehrern, sondern auch von Fachleuten vom Wittekindshof, der Lebenshilfe und der Andreas-Gärtner-Stiftung. Die Schüler fertigten Collagen aus Bildern und Prospektabbildungen an, wie sie sich ihr zukünftiges Heim vorstellen und präsentierten die Ergebnisse gestern ihren Mitschülern, Eltern, Freunden und Bekannten.
Praktische Tipps für die Aufgaben des Alltags gab es jede Menge. Zur Überraschung mancher Lehrkraft stellte sich dabei vor allem das Bügeln als Hit heraus. »Das macht unseren Schülern einen Riesenspaß«, so Heidrun Estermann. Andre und Habat wie auch andere ihrer Mitschüler stellten ihre neu erworbene Fähigkeit gleich unter Beweis. »Es war wichtig, für unsere Schüler mal zu sehen, was alles zum Leben nach der Schule dazugehört«, so Heidrun Estermann, »und eigentlich war eine Woche viel zu kurz.«

Artikel vom 03.02.2007