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Von Jürgen Vahle

Warburger
Aspekte

Wandel beim Thema »Outlet« ?


Die nordhessischen Kommunen Diemelstadt, Twistetal, Bad Arolsen und Volkmarsen haben im September vergangenen Jahres einen Antrag auf Änderung des nordhessischen Regionalplans gestellt. Dieses neunseitige Papier schlägt Wellen in der Region - und damit natürlich auch in Warburg.
Die vier Bürgermeister aus Nord-Waldeck wollen nämlich eine 40 Hektar große Fläche direkt an der Autobahn 44 als Gewerbegebiet nutzen. Dort soll auch ein Factory-Oultlet-Center gebaut werden können. Mit der britischen Firmengruppe »McArthurGlen« wurde auch gleich ein finanzstarkes Unternehmen präsentiert, das an dem Standort Interesse bekundet hat.
Das war es bislang! Mehr ist noch nicht entschieden. Weder ist bislang der Regionalplan geändert worden, noch hat der Investor konkrete Unterlagen vorgelegt oder gar eine Zusage für den Bau gegeben. Im Gegenteil: Je intensiver von Politik und Medien bei »McArthurGlen« nachgefragt wird, umso deutlicher wird, dass Rhoden nur einer von mehreren möglichen Standorten für ein Outlet-Center ist.
Ob überhaupt und wann ein solcher Einkaufsgigant also in Diemelstadt gebaut wird, ist völlig offen. Die beteiligten Planer und die Bürgermeister wollen nicht einmal sagen, wie sie die Chancen für Rhoden als Standort einschätzen.
Aber wie es in Deutschland häufig der Fall ist: Im Vorfeld wurde bereits kräftig gegen ein Projekt geschossen, das noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckt. Einzelhandelsverbände, Werbegemeinschaften und mit ihnen zahlreiche Politiker bekundeten ihren Unmut. Sie sehen Arbeitsplätze in Gefahr und befürchten, dass die Innenstädte der Region veröden.
Nun waren am vergangenen Donnerstag die Experten am Zug. In der Rhodener Stadthalle informierten ein Unternehmensberater, ein Stadtplaner und ein Soziologe über die Folgen, Chancen und Risiken von Outlet-Centern, soweit sie der Wissenschaft bekannt sind. Sie hatten Zahlen, Daten und Fakten aus verschiedenen Untersuchungen im Gepäck. Und diese Daten stellten heraus, dass der großflächige Verkauf von Designerkleidung zweiter Wahl für den Einzelhandel der Region kaum eine Konkurrenz ist.
Zugegeben: Die Referenten waren von den nordhessischen Kommunen eingeladen worden - aber selbst wenn nur ein Teil dessen zutrifft, was die Experten da als Wahrheiten vortrugen: Outlet-Center bieten einer ländlichen Region offenbar deutlich mehr Chancen als Risiken.
Diese Erkenntnis scheint mittlerweile auch so manchem Bürgermeister zu kommen: Warburgs Rathaus-Chef Michael Stickeln beispielsweise. Der hatte sich zuletzt eigens nach Wertheim begeben, um die Stadt und das nahe Outlet-Center »Wertheim Village« unter die Lupe zu nehmen. Stickeln hat mit Einzelhändlern und Gastronomen gesprochen. Sie alle haben ihm versichert: »Für uns hat das Outlet-Center nur Vorteile gebracht.« Mittlerweile steht für Stickeln und auch für den Marsberger Bürgermeister Hubertus Klenner fest: Ein Outlet bietet eine Chance, die Großregion voran zu bringen!
Aber selbst wenn das Outlet nicht kommt: Gewerbe wird sich in absehbarer Zeit auf der 40 Hektar großen und voll erschlossenen Fläche bei Diemelstadt ansiedeln. Dafür ist der Standort an der A 44 einfach zu günstig. Ob diese Konkurrenz den Verbänden, Kommunen und Einzelhändlern dann besser gefällt, darf bezweifelt werden.

Artikel vom 03.02.2007