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Bus trifft keine Schuld:
Schwarzer Baskets-Tag

Zwei Serien gerissen: Paderborn in Tübingen chancenlos

Von Elmar Neumann
Tübingen (WV). Die Vorgabe war eine eindeutige. Mit einem Sieg bei den Walter Tigers Tübingen wollten die Paderborn Baskets ihre Siegesserie auf vier BBL-Partien ausbauen. Doch darauf hatten die zuletzt so zahnlosen wie handzahmen Tiger nicht die geringste Lust und so wurde nicht eine Serie verlängert, sondern fanden zwei ihr verdientes Ende. Mit dem 76:64 (42:30) landeten die starken Schwaben den ersten Sieg nach sechs Niederlagen in Serie, derweil die Baskets ihre erste Abfuhr im neuen Jahr zu verkraften haben.

»Tübingen hat völlig zurecht gewonnen. Sie haben ihr bestes Spiel in den vergangenen zwei Monaten abgeliefert, sehr stark verteidigt und uns auf jeder Position geschlagen«, fand Paderborns Coach Doug Spradley klare Worte nach einer ebensolchen Partie. Auch jeglichen Ansatz einer Ausrede erstickte er im Keim. Ob die Seinen vielleicht ausgeruhter aufgelaufen wären, wenn er sie nicht erst am Samstag im Bus, sondern bereits am Freitag in Bullis auf die fast 500 Kilometer lange Reise geschickt hätte? »Nein, ganz bestimmt nicht«, sagte der Trainer und fand nicht nur in Reggie Golson einen Fürsprecher: »Egal wie wir anreisen: Wir müssen bereit sein zu spielen und das waren wir heute nicht. Tübingen hat das Spiel immer kontrolliert und uns nie eine Chance gelassen«, sagte Paderborns Power Forward.
Golson selbst war auch frisch frisiert ein personifizierter Beleg dafür, warum es für den Erstliga-Aufsteiger nicht erstmals zu vier Siegen in Folge reichte. Wie beim ehemaligen Topscorer der zweiten Bundesliga Süd (3/11 aus dem Feld) stimmte auch beim Großteil seiner Teamkollegen die Quote nicht. Ob aus der Nahdistanz (17/35), der Maximaldistanz (4/17) oder an der Freiwurflinie (12/23) - nicht ein Wert kam als aussagekräftiges Argument für einen vierten Auswärtssieg daher. Fehlerfrei traf allein Steven Esterkamp (3/3), der aber lediglich 17 Minuten zum Einsatz kam. »Steven hat ein gutes Spiel gemacht, hat von seinen Mitspielern aber viel zu wenig Blocks bekommen. Er ist eben nicht der Spieler, der sich aufgrund seiner Athletik in solchen Fällen problemlos im Eins-gegen-eins durchsetzt«, so Spradley.
In der Offensive lief sehr wenig zusammen, in der Defensive verdrängten die Gäste das Einstudierte. Vor allem Tübingens Center Rasko Katic - mit 21 Punkten bester Werfer der Partie - kam unter dem Brett in frustrierender Regelmäßigkeit zu viel zu einfachen Punkten. Das traf die Baskets und verärgerte ihren Trainer: »Katic ist immer wieder mit genau der Bewegung zum Erfolg gekommen, auf die wir uns im Training eingestellt hatten. So etwas darf nicht passieren.« Es darf nicht passieren, aber es passte zu einem, so Spradley, »schwarzen Tag, an dem wir uns im Eins-gegen-eins katastrophal verhalten haben«.
Beim 20:19 in der neunten Minute lag Paderborn letztmals vorn. Beim 48:43 (26.) für Tübingen bestand letztmals Sichtkontakt, ehe sich die Gastgeber mit einem 10:0-Lauf endgültig in die Erfolgsspur beförderten. Immerhin: Einen Teilerfolg verbuchten auch die unterlegenen Baskets. Der direkte Vergleich geht dank des 77:54-Sieges im Hinspiel an Paderborn. Wenigstens das gefiel auch Doug Spradley, der seine Mannschaft noch auf der siebenstündigen Busfahrt zurück nach Paderborn auf die Pokal-Partie gegen Zweitligist Schalke (Mittwoch, 19 Uhr) einstimmte - mit einer Videoanalyse, die bei Anreise mit den Bullis nicht möglich gewesen wäre.

Artikel vom 05.02.2007