05.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mangel an Plätzen für Kinder unter drei Jahren

Elternräte fordern bessere Ausstattung der Kindergärten

Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Der Kindergarten soll »dem Kind zur größtmöglichen Selbständigkeit und Eigenaktivität verhelfen, seine Lernfreude anregen und stärken«. So steht es im Gesetz. Die Realität sieht oft genug anders aus und dagegen protestieren Eltern im Kreis Paderborn.

Heute Nachmittag werden der Stadtelternrat und der Kreiselternrat den beiden CDU-Landtagsabgeordneten Maria Westerhorstmann (Delbrück) und Wolfgang Schmitz (Paderborn) eine Unterschriftenliste übergeben mit der Forderung, weitere finanzielle Kürzungen in der Jugendhilfe - speziell im Bereich Kindergarten - zu verhindern. In den beiden Organisationen sind alle Mütter und Väter eines Kindergartenkindes vertreten: in der Stadt Paderborn gibt es 4830 Plätze, im Kreisgebiet 5592 Plätze in kommunaler, kirchlicher und freier Trägerschaft.
Viel zu knapp bemessen ist nach Ansicht der Elternräte der für alle Einrichtungen vom Land festgelegte Personalschlüssel. Eine Erzieherin und eine Ergänzungskraft betreuen eine Gruppe mit 25 Kindern. Das könne ausreichend sein, heißt es, wenn jede Gruppe unproblematisch und jede Angestellte anwesend wäre. Den Alltag erleben Iris Hanheide (39) aus Paderborn und Nicole Volke (35) aus Salzkotten jedoch ganz anders. Die beiden Sprecherinnen der Elternräte - beide berufstätig und Mütter zweier Kinder - verweisen auf Personalengpässe durch Krankheit, Fortbildung, Urlaub und Erziehungszeit. »Dazu kommen immer mehr jüngere Kinder unter drei Jahren, die ein höheres Maß an Zuwendung erfordern«, sagt Hanheide. »Und für Kindergärten mit hohem Ausländeranteil oder solche, die auch behinderte Mädchen und Jungen aufnehmen wollen, gibt es keine zusätzlichen Kräfte.«
Unverständlich sei die knappe Personalausstattung auch vor dem Hintergrund, dass die Kindergärten in der Erziehung und Bildung weitere Aufgaben übernehmen sollen: Sprachförderung, Bildungsdokumentation für jedes Kind, Gesundheitsvorsorge, Schaffung eines Bewusstseins für gesunde Ernährung und Sportförderung. »Unsere Erzieherinnen leisten viel, auch über das geforderte Maß hinaus«, lobt Nicole Volke das Engagement des Personals. Doch nach bereits erfolgten Kürzungen sei jetzt die Grenze des Zumutbaren erreicht.
Stadt- und Kreiselternrat fürchten, dass sich mit der Verabschiedung des neuen NRW-Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder die Lage weiter verschlechtern wird. »Dagegen protestieren wir entschieden«, erklären Hanheide und Volke. Im Gegenteil: Jeder Kindergarten müsse besser als bisher ausgestattet werden, um jedes Kind optimal fördern und allen Eltern eine Berufstätigkeit ermöglichen zu können. Insbesondere bestehe ein Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei Jahren.

Artikel vom 05.02.2007