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Zu Besuch bei Karl dem Großen
Der Aachener Dom ist ein Wallfahrtsort für Gläubige wie für Kunstsinnige
Er wollte nicht weniger als sein persönliches Rom schaffen: Karl der Große setzte sich in Aachen ein Denkmal, welches bis heute die Menschen beeindruckt. Zentrum seiner repräsentativen Pfalz wurde die achteckige Kirche.
Das 31 Meter hohe Gebäude, errichtet nach dem Vorbild byzantinischer Palastkirchen, blieb bis zur Hochromanik unübertroffen. Besonders wirkungsvoll ist die Harmonie des Gebäudes. Sie ist begründet in einem auf biblischen Maßzahlen (50, 100 und 12 x 12 = 144) beruhenden Maßsystem, durch das dieses Kirchengebäude in besonderer Weise zu einem Bild des Zeltes Gottes unter den Menschen und in seiner Gleichheit von Höhe, Länge und Breite vor allem des himmlischen Jerusalem wird.
Gewaltig in seinen Dimensionen ist der Barbarossaleuchter, der ab 1165 als Stiftung von Friedrich I. entstand. Nach einer gründlichen Restaurierung erstrahlt der Bau, erstes Weltkulturerbe der UNESCO in Deutschland, in neuem Glanze.
Karl der Große, Sohn von Pippin dem Kurzen, beerbte seinen Vater mit nur 26 Jahren und legte damit den Grundstein zu einer Karriere, die am 25. Dezember 800 mit der Krönung zum »Imperator Romanum« durch Papst Leo III. ihren Höhepunkt fand. Mehr als 300 Jahre war dieser Titel vakant gewesen.
Der blonde Hüne, der mit vier Ehe- und zahlreichen »Friedelfrauen« 19 Nachkommen zeugte, blieb allerdings zeitlebens ein einfacher Mann, der täglich sein Bad im Kreis von Gleichgesinnten genoss. Statt kaiserlicher Bankette zog er es vor, karolingische Hallenabende zu veranstalten, wo gut gespeist und offen diskutiert wurde. Karl kleidete sich wie sein Volk, zu seiner Familie zählte er auch seine Berater und Bediensteten. Fremde waren willkommen am Hof. So war die Trauer groß, als Karl am 28. Januar 814 an einer Rippenfellentzündung als Folge eines Jagdunfalls starb.
Seine Begräbnisstätte wurde in der Folge der nächsten sechs Jahrhunderte Krönungsort der deutschen Herrscher. Von 1355 bis 1414 entstand die gotische Chorhalle als leuchtende Hülle für den Karlsschrein. Weitere Kapellen wurden hinzugefügt, doch Bischofssitz wurde Aachen erst durch Napoleon.
Seit 1238 findet die Aachener Heiligtumsfahrt statt, eine Wallfahrt, bei der die Reliquien des Doms von den Gläubigen besichtigt werden können. Diese befinden sich im Marienschrein im vorderen Teil der Chorhalle. Bei den Reliquien soll es sich angeblich um die Windel und das Lendentuch Christi, das Marienkleid und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers handeln. Seit 1349 findet diese Wallfahrt in einem Turnus von sieben Jahren statt, 2007 lädt die Kirche die Pilger vom 1. bis 10. Juni ein.
Die Aachener Domschatzkammer birgt einen der bedeutendsten Kirchenschätze Europas. Dazu zählen sakrale Kulturschätze aus spätantiker, karolingischer, ottonischer, staufischer und gotischer Zeit. Sie zeigt auf gut 600 Quadretmetern mehr als 100 Kunstwerke. Im Zentrum des Interesses stehen die silberne, teilweise vergoldete Karlsbüste (nach 1349) sowie Objekte aus dem Zusammenhang der Liturgie, darunter das Lotharkreuz (um 1000) und der Aachener Altar (um 1520).
Thomas Albertsenwww.aachen.de

Artikel vom 17.02.2007