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Die Kinder individuell fördern

Julia Walkenhorst arbeitet für das Johannes-Falk-Haus in Vlotho

Von Birte Penshorn
Vlotho (VZ). Schon kleine Kinder haben Stärken und Schwächen. Doch manchmal sind bei einigen die Schwächen stärker ausgeprägt als bei anderen. Für diesen Fall gibt es im Kreis Herford die mobile Frühförderung. Julia Walkenhorst betreut in Vlotho für das Johannes-Falk-Haus Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, auffälligem Verhalten oder Behinderungen.

Das Ziel der Einrichtung, die in der Gemeinde Hiddenhausen ihren Sitz hat, beschreibt die gebürtige Bielefelderin folgendermaßen: »Die individuelle Persönlichkeit jedes Kindes begleiten, unterstützen und fördern«. Das besondere an der Frühförderung: Die Kinder werden zu Hause in der Einzelsituation betreut. »Dadurch können wir uns stärker auf das Kind konzentrieren. Wir haben mehr Zeit, die schwächeren Bereiche zu fördern«, sagt Julia Walkenhorst. »Doch genau so wichtig ist es, die Stärken herauszuarbeiten und dem Kind dadurch Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu geben.«
Mundmotorik, Auge-Hand-Koordination, visuelle Wahrnehmung, Gleichgewicht, Fein- und Grobmotorik - all dies wird mit den Kindern geübt. Und die möchten diesen wöchentlichen, einstündigen »Unterricht« oftmals nicht missen. »Die Kinder freuen sich jedes Mal, wenn sie mich sehen. Schließlich kann ich mir auch mehr Zeit für sie nehmen und dadurch fühlen sie sich ernst genommen.« Wichtig sind wechselnde Materialien, um immer etwas Neues bieten zu können und dadurch das Interesse zu wecken. Drei Kisten voller Spielzeug im Kofferraum von Julia Walkenhorsts Wagen sind deshalb Standard.
Seit sechs Jahren arbeitet sie für die Frühförderstelle in Vlotho. Derzeit ist sie an zwei Tagen in der Woche in Vlotho unterwegs, um elf Kinder zu betreuen. Nicht immer ist es dabei möglich, mit bei ihnen Zuhause zu arbeiten. Dann springen die Kindergärten ein. In fast allen Einrichtungen der Weserstadt hat sie die Möglichkeit, einen gesonderten Raum zu nutzen.
Ursprünglich wurde die Frühförderstelle 1981 gegründet, um mit geistig Behinderten zu arbeiten. Träger ist der Kirchenkreis Herford. Dass ein Kind Frühförderung benötigt, kann auf verschiedenen Wegen festgestellt werden. »Die Defizite fallen entweder beim Arzt, der Krankengymnastik oder im Kindergarten auf. Manchmal bemerken auch die Eltern selbst, dass ihr Kind zum Beispiel nicht altersgemäß spielt«, erzählt die Diplom-Heilpädagogin. Ein Einstiegstest bei der Frühförderstelle und ein Antrag beim Sozial- und Gesundheitsamt folgen. Bis zur Bewilligung der Maßnahme können aber nochmal zehn weitere Wochen vergehen. Doch dann bleiben die Pädagogen meistens mehrere Jahre in den Familien. »Wir betreuen die Kinder von drei Monaten an bis zur Einschulung. So können wir die Entwicklung viel besser beobachten.«
In dieser langen Zeit bildet sich eine Vertrauensbasis, wichtig sowohl für das Kind als auch die Eltern. Und auch nach Beendigung der Maßnahme bleibt diese oftmals lange bestehen, berichtet Julia aus Erfahrung. »Ich bekomme zu Weihnachten immer noch Grüße von Familien, bei denen ich schon lange nicht mehr bin. Und das freut einen doch sehr.«

Artikel vom 03.02.2007