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Sachsenherzog lockt Fachleute

Historiker tagen im Museum zum Thema »Widukind-Geschichte«

Von Volker Zeiger (Text und Foto)
Enger (EA). Sachsenherzog Widukind lockt 1200 Jahre nach seinem Tod Geschichtswissenschaftler und Heimatkundler nach Enger. Das bewies am Sonnabend die Tagung der »Fachstelle Geschichte im Westfälischen Heimatbund«.

Mit 60 Teilnehmern war die siebenstündige Veranstaltung im Widukind-Museum einschließlich einer Führung durch die neue Ausstellung ausgebucht und »ein Rekord« - so Veranstalter Dr. Peter Kracht. Er war begeistert vom Zuspruch, den Historiker ebenso wie Mitglieder aus Heimatvereinen zeigten. »Ein Anliegen der Sitzungen ist es, bestimmte historischen Themen auszuarbeiten und praktikable Vorschläge zu unterbreiten und Tipps zu geben, wie die Themen weiter vermittelt werden können«, sagte Kracht.
Prominenter Vortragender war Professor Dr. Heinrich Rüthing von der Universität Bielefeld, der Ende der 1990er Jahre ein Buch über die Anfänge des religiösen Lebens auf dem Wittekindsberg verfasst hatte und nun in seinen Äußerungen weiter ging. Er beschrieb einen Ort der Widukind-Verehrung, den Wittekindsberg bei Minden in der Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts. Und er blickte zurück auf »den Kampf um den Berg zwischen 'Völkischem Bund' und kirchlichen Stellen.
Widukind hatte damals eine hohe Bedeutung, wies Rüthing auf hin. Auf dem Wittekindsberg waren im vergangenen Jahrzehnt die Reste einer Kreuzkirche aus dem 10. Jahrhundert ausgegraben und im Innenraum fünf Gräber freigelegt worden, davon vier Kindergräber. Vermutungen, es könne sich um Verwandte Widukinds handeln, bestätigten sich nicht, wiesen Genanalytiker hin. Die symetrische Bauweise der Kirche ist laut Meinung von Archäologen eine Seltenheit, weil es bislang nur vier vergleichbare Bauwerke in Europa gibt. Rüthing spricht sich unterdessen dafür aus, der Kapelle mehr Aufmerksamkeit zu widmen »als den touristischen Attraktionen auf dem Berg«.
Die dortige Wittekindsburg ist eine Anlage, die 1907 von Professor Langewiesche erforscht worden, 650 Meter lang und 110 Meter breit ist. Der Westwall ist verfallen, Ost- und Nordwall sind zum Teil gut erhalten. Innerhalb der Wallanlagen der Wittekindsburg liegt die »Wittekindsquelle«. Im Nordwall der Burg wurde bei Ausgrabungen das Nordtor freigelegt, das als Meisterwerk frühgeschichtlicher Verteidigungskunst anzusehen ist. In die Burganlage hinein ist das heutige Berghotel »Wittekindsburg« gebaut. In der Anlage befindet sich eine Startrampe für Drachenflieger.
Gast der Engeraner Veranstaltung war auch die Anthropologin Dr. Susanne Hummel von der Universität Göttingen. Auf ihre Forschungen geht die Abteilung im neu konzipierten Museum über den genetischen Fingerabdruck Widukinds zurück. Hummel sah sie jetzt zum ersten Mal und war begeistert. Bericht folgt

Artikel vom 05.02.2007