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Psychisch stark leistet sie Hilfe

Doris Jaehnike erhält Bundesverdienstkreuz: großer Einsatz für kranke Menschen

Von Claus Brand (Texte und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Die Hoffnung ist das Letzte, was stirbt.« Mit einem Satz umschreibt Doris Jaehnike, wie sie Tiefen und Höhen ihres Lebens meistert. 25 Jahre hat sie ihre psychisch-kranke Tochter Gisela begleitet. Für ihre Verdienste um Menchen mit diesem Krankheitsbild hat sie gestern die Verdienstmedaille des Verdienstordnes der Bundesrepublik Deutschland erhalten.

Landrat Wilhelm Krömer hat ihr im Mindener Kreishaus Urkunde und Orden im Auftrag des Bundespräsidenten überreicht, insbesondere für ihren unermüdlichen Einsatz für die Interessengemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker im Kreis Herford. »Manch einer unterschätzt vielleicht die Arbeit der Interessengemeinschaften, stempelt sie ab als Vereinigung sich benachteiligt Fühlender, die immer wieder Verbesserungsvorschläge erarbeiten, aber wenig bewegen. Ich halte nicht nichts von solchen Vorurteilen«, sagte Krömer in seiner Laudatio. Er führte mit Blick auf die Ausgezeichnete aus: »Sie haben Ihren Weg genommen, sind vielleicht auch so manches Mal dabei gestolpert, aber haben sich durchgefragt, informiert und sind zusammen mit ihrer Tochter Gisela schließlich am Ziel angelangt. Hier aber, und das ist das Entscheidende, wurde nicht der sprichwörtliche Haken hinter die Sache gemacht, sondern Sie haben sich umgewandt, um quasi sämtliche Stolpersteine mit Ihrem Erfahrungsschatz aus dem Weg zu räumen«, lobte der Landrat den Einsatz der 76-Jährigen über ihr familiäres Interesse hinaus.
»Es gab schwere Tage, an denen man am Boden ist, aber auch wieder sehr schöne, die für den Einsatz entschädigen«, blickte Doris Jaehnike auf die Zeit mit ihrer Tochter zurück, die im vergangenen Jahr verstorben ist. Zuletzt, seit 2003, hat sie in einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Lübbecke gelebt. Die psychische Erkrankung ihrer Tochter resultierte aus einem Unfall im Jahr 1981, bei dem sie schwere Kopf- und vor allem auch Gesichtsverletzungen erlitten hatte.
»Es ist ein Tag der Freude«, erklärte gestern in der Alten Kaffeestube die zweite Tochter Gudrun, die ihre Mutter vor allem auch darum bewundert, in schwierigen Lebensituationen nicht den Mut und den Humor zu verlieren. Eines von vielen Beispielen für die große Lebensfreunde der 76-Jährigen, die mit ihrem Mann seit 1984 an der Dr-Wüstenfeld-Straße wohnt, ist ihr Interesse am Skatspiel. Dafür geht sie aber nicht etwa in die Gastwirtschaft um die Ecke. Gespielt wird online am PC, mit Gegnern aus aller Welt. Jüngst hat sie ein Schreiben dafür erhalten, fünf Jahre aktiv zu spielen. 148 000 Partien sind zusammengekommen für »Ulido«, so ihr Spielername im Netz. Den hat sich ihre verstorbene Tochter ausgedacht. Er steht für »Unser liebe Doris«.

Artikel vom 02.02.2007