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Förderverein will Herfords
Uni bekannter machen

»Denkwerkstatt« - Prinzip des lebenslangen Lernens

Herford (man). 500 Studierende umfasst das hiesige Studienzentrum. Um deren Lernbedingungen zu verbessern und »Herfords Uni« in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, wurde im November ein Förderverein gegründet. Mit der Veranstaltungsreihe »Herforder Denkwerkstatt« stellte sich der Verein erstmals vor.

Erfreut über die Gründung zeigte sich Dr. Hubert Groten, an der Fernuniversität Hagen Derzernent für Hochschulmarketing. 80 Prozent der Studierenden seien berufstätig, sagte er. Er bezeichnete die Fernuni als ein »Modell für die Universität der Zukunft, die sich dem Prinzip des lebenslangen Lernens verpflichtet fühlt«. 80 Prozent der dort Studierenden seien berufstätig - Stützpunkte der Fernuniversitäten sind die 60 Studienzentren, zu denen auch Herford gehört. Obwohl den Berufstätigen nur ein Teilzeitstudium möglich ist, liegt die durchschnittliche Verweildauer nicht wesentlich über der anderer Universitäten.
Dass es im Fall der Fernuni ein besonderes Interesse der Wirtschaft geben könnte, betonte Studienzentrums-Leiterin Regina Klocke gegenüber dem HERFORDER KREISBLATT: »Unsere Studierenden kommen aus den Unternehmen der Region, und sie wirken in die Unternehmen zurück.« Findet der Förderverein die erhoffte Resonanz, wollen die Verantwortlichen zusätzliches Geld in die Ausbildung und Betreuung der Studierenden in Herford stecken. Klocke: »Wir denken zum Beispiel an den zusätzlichen Einsatz von Fachmentoren in den verschiedenen Studiengängen.«
Einen weiteren Baustein, um die Einrichtung am Münsterkirchhof bekannter zu machen, bildet die Herforder Denkwerkstatt. Ein bis zwei Mal im Jahr sollen Vorträge angeboten werden, sagt Regina Klocke, die sich von der Behandlung gesellschaftsrelevanter Themen weitere Impulse in die Region erhofft. Den Auftakt machte am Mittwochabend Fernuni-Prorektor Professor Uwe Schimank. Er sprach über den Übergang vom Rheinischen Kapitalismus in den Finanzmarkt-Kapitalismus. Auch wenn sich das Thema vergleichsweise abstrakt anhört, verstand es der Soziologe, den gesellschaftlichen Wandel mit Inhalt zu füllen. Von der Generation X über den Begriff des Prekariats bis zum »Heuschrecken«-Vorwurf Franz Münteferings reichte sein Stichwort-Spektrum. Mit Blick auf Amerika machte er den Unterschied zwischen Banken- und Finanzmarkt-Kapitalismus deutlich. Die Finanzierung eines Unternehmens durch Bankkredite gehe von einer Langfristigkeit aus, die Aktienbeteiligung von Investmentfonds sei kurzfristig angelegt - interessiert an schneller Maximierung. Dieser Wandel, den der Referent auch in Deutschland prognostizierte, führt zu Unsicherheiten. Wie und ob man die Gefahr eines Rückfalls in den Frühkapitalismus eindämmen könnte - damit beschäftigte sich die anschließende Diskussion.

Artikel vom 03.02.2007