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Keine Pipeline im Acker

Landwirte wehren sich gegen neue Gasleitung - Termindruck

Gütersloh (rec). Beim Gas hört für Avenweddes Landwirte der Spaß auf. Mindestens sechs von ihnen haben den landwirtschaftlichen Kreisverband beauftragt, ihre Interessen gegenüber den Stadtwerken Gütersloh zu vertreten. Sie wollen keine Gasleitung in ihren Äckern.

Die Stadtwerke (SWG) wollen Gütersloh vom 1. Oktober an mit »H-Gas« versorgen. Dazu müssen sie eine neue, neun Kilometer lange Gasleitung zwischen einer bestehenden Versorgungsleitung der Firma Wingas in Verl und einer Übernahmestelle an der Edisonstraße in Gütersloh verlegen. Die neue Pipeline soll nach Plänen der Stadtwerke bogenförmig über Verl-Sürenheide und Avenwedde führen. Die Trasse sei »fast unbewohnt«.
Aber nur fast. Während einer Informationsveranstaltung monierten betroffene Landbesitzer, erst aus der Zeitung von der neuen Trasse erfahren zu haben. Die angebotene Entschädigung hielten sie für einen Witz, da über einer Gasleitung niemals wieder gebaut werden könne. So seien etwa an der Osnabrücker Landstraße Flächen betroffen, die eigentlich als Gewerbegebiete vorgesehen sind. Außerdem brächten die Bauarbeiten die Fruchtfolge durcheinander.
Welche weiteren Vorbehalte es gegen die neue Gasleitung gibt, mögen die Landwirte nicht offen sagen. Die eingeschaltete Justitiarin des landwirtschaftlichen Kreisverbandes lehnt eine Stellungnahme ab, da es dafür »viel zu früh« sei. Die Stadtwerke aber haben es eilig. Sie müssen die Grundstücksverträge in 14 Tagen unter Dach und Fach haben. Der Zeitdruck ist den Landwirten natürlich bekannt. . .
»Die angeschriebenen Landbesitzer reagieren unterschiedlich auf unser Angebot. Wir stecken mitten in den Verhandlungen«, teilt Stadtwerke-Sprecher Roland Stüwe mit. Auf eine Trasse hätten sich die Stadtwerke noch nicht festgelegt. Sollte eine Route auf allzu großen Widerstand stoßen, würde man eben eine andere wählen: »Traum- oder Phantasiepreise zahlen wir jedenfalls nicht.«
Die Umstellung auf H-Gas ist nach Ansicht der SWG-Geschäftsführer Dr. Dirk von Lojewski und Lorenz Siepe unvermeidlich: »Die Bezugsquellen des derzeit eingespeisten L-Gases sind in spätestens 15 Jahren erloschen. Dann müssen wir umstellen«, teilt Dr. Dirk von Lojewski mit. Um den neuen Kunden schon heute zu gewinnen, komme die Wingas GmbH - an der auch der russische Energiekonzern Gazprom beteiligt ist - den Stadtwerken weit entgegen. Von diesen Preisvorteilen könnten auch die 22 000 Gütersloher Gaskunden profitieren. Deren Gasgeräte werden übrigens gerade umgerüstet.

Artikel vom 01.02.2007