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Warten auf die letzte Ruhe

Erbstreit verhindert die Beisetzung von James Brown


New York (dpa). Fast sechs Wochen ist James Brown tot, aber seine letzte Ruhestätte hat einstige »Godfather of Soul« immer noch nicht gefunden. Ein beispielloser Streit um sein Erbe verhindert bis jetzt die Beerdigung. Der Goldsarg, an dem bei den Trauerfeiern in New York und Augusta Ende Dezember Tausende und Abertausende von ihm Abschied nahmen, soll sich versiegelt in der Obhut eines befreundeten Beerdigungsunternehmers befinden.
Brown, am Weihnachtsmorgen nach einer verschleppten Lungenentzündung mit 73 Jahren gestorben, hat den Löwenanteil seines stattlichen Millionenvermögens bedürftigen Kindern zugedacht, die Musik studieren wollen. Dafür rief er schon 2000 eine Treuhandgesellschaft ins Leben, die seine Musikrechte (unter anderem die Songs »Sex Machine«, »Please, Please, Please«) und sein fast 25 Hektar großes Anwesen in dem Nest Beech Island unweit von Augusta im tiefsten Süden Amerikas verwaltet.
Die Eröffnung des Testaments am 11. Januar war eine Überraschung. Die sechs erwachsenen Kinder des legendären Sängers sollen nur seine persönlichen Habseligkeiten wie Kleider, Schmuck und Autos bekommen. Und die Frau, die die letzten Jahre seines bewegten Lebens mit ihm geteilt hat, Tomi Rae Hynie (36), geht ganz leer aus. Auch ihr fünfjähriger Sohn James Brown II. ist in dem Testament mit keinem Penny bedacht.
Seither ist um den Nachlass ein Streit ausgebrochen, in dem jeder mit jedem über Kreuz ist. Die erwachsenen Kinder haben ein Eilverfahren angestrengt, um die Treuhänder zu entmachten. Sie werfen ihnen vor, das Vermögen schlecht zu verwalten und möglicherweise gar einen Teil beiseite zu schaffen.
Auch Browns Partnerin Hynie, die sich am Sarg mit dem herzzerreißenden Rührstück »Hold On, I'm Comin'« (Warte, ich komme!) verabschiedet hatte, kämpft mit harten Bandagen. Sie beansprucht als Ehefrau Nummer vier für sich die Hälfte des gesamten Vermögens, für ihren Sohn ein Siebtel der anderen Hälfte.

Artikel vom 01.02.2007