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Verschollene
Gipsmodelle hinter Glas

Uwe A. Jauer setzt Figuren in Szene


Von Ulrich Hohenhoff
Quelle (WB). Fast 50 Jahre lang waren sie spurlos verschwunden, die Gipsmodelle für das Altarbild der Johannes-Kirchengemeinde in Quelle. Im vergangenen Jahr tauchten sie in einem Nachlass wieder auf. Als Bildhauer und Steinmetz Uwe A. Jauer davon erfuhr, war für ihn klar: »Das wird mein Geschenk zum 50-jährigen Bestehen der Kirche.« Er bot der Gemeinde eine kostenlose Restaurierung des Ensembles und eine entsprechende »Verpackung« an.
Viel musste Uwe A. Jauer an den Figuren nicht machen. »Sie sind immer noch in einem guten Zustand und haben die Zeiten bestens überdauert.« Die Auswahl der richtigen Glasplatte, die zum Schutz der Figurengruppe vor diese gesetzt wurde, war für den Experten kein Problem. Aus welchem Nachlass die Vorlagen für den Kirchenraum stammt, mochte Pfarrer Carsten Ledwa nicht sagen. »Sie waren jedenfalls gut verpackt und sorgfältig gehütet. Die Gemeinde ist froh, dass die (fast) vergessenen Schätzchen unbeschadet wieder aufgetaucht sind.«
Die kleine Figurengruppe ist im Original in meterhoher Größe hinter dem Altar zu sehen. Sie zeigt Christus am Kreuz. Er trägt die himmlische Strahlenkrone, und seine Arme sind weit ausgebreitet, so dass er gleichsam schwebend vom Kreuz die Seinen umfasst und einlädt. Unter dem Kreuz stehen Maria, die Mutter des Herrn, das Haupt in stillem Schmerz verhüllt. Rechts von ihr ist Johannes, einer der Lieblingsjünger von Christus, zu sehen. Er blickt gläubig zu seinem Herrn auf.
Geschaffen wurde das Altarbild von dem Bielefelder Bildhauer Karl Kunath (1900 bis 1977). »In Handarbeit«, wie seine Witwe Ilse Kunath betont. »Mein Mann hielt nicht viel von Maschinen, er machte alles lieber selbst.« Sie erinnert sich noch sehr genau an die verschiedenen Entwürfe, die ihr Ehemann anfertigte. »Da gab es Bleistiftzeichnungen, aus denen sich dann gedanklich das Motiv ergab, viel diskutiert im damaligen Presbyterium.« Schließlich entschlossen sich die Kirchenoberen im Baujahr der Johanneskirche 1956 für das heutige Altarbild. »Erst dann fertigte mein Mann ein kleines Gipsmodell an.« Bei den Arbeiten war sie zumeist dabei. »Mit Butterbroten und Thermoskanne.«
Die Realisierung des Flachreliefs, eingemeißelt auf der östlichen Teutoburger Sandsteinfassade, hatten der Künstler und die Kirchengemeinde einem Mäzen zu verdanken. Gerhard von Möller (Möller-Werke) übernahm alle Kosten. »Der Firmenchef war so etwas wie ein Patron für unsere Gemeinde, wir haben ihm viel zu verdanken. Er hat geholfen, wo immer er konnte«, sagt Pfarrer Matthias Dreier.
Der »kleine Ausgabe« des mächtigen Altarbildes hat nun, für Jedermann sichtbar, einen festen Platz im Foyer des Gemeindehauses gefunden. Uwe A. Jauer: »Die Kreuzigungszene aus Gips und unter Glas bilden eine sehenswerte, harmonische Einheit. Sie wird hoffentlich noch viele Generationen überdauern.«

Artikel vom 01.02.2007