01.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Benny lupft
sich aus der
Tor-Flaute

SCP: Schüßler kommt und trifft

Von Matthias Reichstein
Augsburg (WV). In der Tabelle machte der SC Paderborn 07 keinen Schritt nach vorne und bleibt Zwölfter, doch wie wichtig der erste Auswärtssieg für den Fußball-Zweitligisten war, verdeutlichten die Sekunden nach dem Schlusspfiff: Da lag sich das gesamte SCP-Team in den Armen, dazwischen einer der Kleinsten im Kader: Benjamin Schüßler.

Erst nach gut einer Stunde für Erwin Koen gekommen, markierte er neun Minuten vor dem Ende das alles entscheidende Tor und beendete damit gleich die doppelt sieglose Serie: Der erste Dreier nach neun Spielen und der erste Erfolg in einem fremden Stadion in dieser Saison. »Vor der Partie waren wir irgendwo mittendrin, noch nicht im Abstiegskampf, aber auch nicht im sicheren Mittelfeld. Jetzt haben wir wieder Anschluss nach oben und sind sechs Punkte vom ersten Abstiegsplatz weg«, blickte Schüßler hochzufrieden auf die neue Tabelle.
Sein Treffer war nicht nur das Ende der eigenen Tor-Flaute und Paderborns erstes Pflichtspieltor in 2007 sondern auch ein Lupfer ins gegnerische Netz, der Augsburgs Trainer Rainer Hörgl in Rage brachte: »So ein Fehler passiert einer Schülermannschaft nicht. Da haben wir hinten völlig unnötig die Ordnung verloren.«
Das war ein kapitaler »Bock«, den sich in erster Linie Sören Dreßler und Lars Müller ankreiden mussten. Nach einem weiten Abschlag von Torhüter Tom Starke verlängerte Dreßler den Ball mit dem Hinterkopf unfreiwillig in Richtung eigenes Tor, Müller flog danach am Spielgerät vorbei und Schüßler hatte freie Bahn. Doch es waren weniger die individuellen Fehler, die Hörgl so sauer machten: »Müller ist bei uns der Kleinste und ausgerechnet den lassen wir allein im Abwehrzentrum stehen. Wer so einen Mist macht, der darf auch keinen Punkt behalten.«
Allerdings hatte sich der Ex-Gladbacher dabei auch clever angestellt, den Körper gut eingesetzt und technisch sauber abgeschlossen. Und als ob sein Trainer Holger Fach das geahnt hätte, war Paderborns Fußballlehrer schon am Tag vor der Partie zufrieden mit der Entwicklung seines Schützlings. »Benny hat einen Riesenschritt nach vorne gemacht und ist sehr viel reifer geworden«, hatte sich Fach am Montag über seinen ehemaligen Zögling geäußert. Als der 25-Jährige noch bei der Borussia war, betreute Fach die Amateure des Erstligisten.
Lob vom Trainer hört jeder Spieler gern, Schüßler wird aber auch das Tor gut getan haben. Gerade der gebürtige Magdeburger war in der Vergangenheit wegen seiner mangelhaften Effektivität oft genug und völlig zu Recht gerügt worden, der Matchwinner kostete selbst den persönlichen Erfolg aber nicht so richtig aus, sondern blieb eher selbstkritisch: »Ich hätte das zweite Tor auch noch machen müssen.«
In der Tat. Der ebenfalls eingewechselte und erst nachverpflichtete Karsten Fischer hatte eine Minute vor dem Ende seinem neuen Teamkollegen den Ball mustergültig aufgelegt, der zog sofort ab und schoss die Kunststoff-Kugel weit drüber. »Ich muss das Ding nur vernünftig annehmen und dann reinschieben«, war »Schüssel« über sich selbst sauer. Doch der Fehlschuss blieb ohne Folgen und am Ende gab's auch keinen Tadel: »Benny hat aus zwei Chancen ein Tor gemacht und eindrucksvoll bewiesen, dass er effektiv stürmen kann«, sagte Kapitän René Müller.
Der war, wie eigentlich immer, sehr fleißig, hatte aber nur eine richtig gute Szene. In Minute 34 traf der 32-Jährige auch und hatte damit einen Quote von 100 Prozent. Wenn da nicht Schiri-Assistent Patrick Ittrich die Fahne gehoben hätte. Müller stand im Abseits, dafür aber ein anderer im Mittelpunkt: Benjamin Schüßler.

Artikel vom 01.02.2007