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»Riesen-Kummer« mit Telefonnummer

Dachdecker Jens Alisch seit Orkan unter dem gewohnten Anschluss nicht mehr erreichbar

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Kein Anschluss unter dieser Nummer: Wer bei Dachdeckermeister Jens Alisch anruft, hört ausgerechnet seit Orkan »Kyrill« immer wieder diese Ansage. Der Wertheraner hat seinen Telefonanbieter gewechselt und ist seitdem über die gewohnte Festnetznummer nicht mehr erreichbar. Jens Alisch ist so verärgert, dass er »Vodaphone« am liebsten aufs Dach steigen möchte.

Zum 30. November hatte Jens Alisch sowohl seinen Privat- als auch seinen Geschäftsanschluss bei BITel gekündigt, um zu einem neuen Angebot des Telefonanbieters Vodaphone zu wechseln. Attraktiv war für den Handwerker vor allem die Alternative, auf dem Handy in Werther und Umgebung zu Festnetz-Konditionen und unter der Festnetz-Nummer zu telefonieren.
»Wir sollten etwa eine Woche vorher informiert werden, wann unsere Telefonanlage auf Vodaphone umgestellt wird«, sagte Büroangestellte Simone Kropius im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Doch als die 25-Jährige am Freitagmorgen nach dem Orkan ins Büro kam, waren die Leitungen bereits tot - ohne Vorwarnung.
»Ich habe erst gedacht, dass es auf Grund des Sturms zu einer Störung im Telefonnetz gekommen war«, erzählt sie. Doch nach einem Anruf bei BITel war klar: Der regionale Anbieter hatte die alte Nummer bereits an Vodaphone weitergegeben. Doch hier kann sie nach Angaben des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters nicht freigeschaltet werden.
Jens Alisch ist stinksauer. Vor allem nach den zahlreichen Sturmschäden an Dächern war es für seinen Betrieb wichtig, erreichbar zu sein. »Ich führe die Firma in vierter Generation, wir haben einen Ruf zu verlieren«, sagte er dem WESTFALEN-BLATT. Aus seiner Sicht sind die enormen Verzögerungen durch Vodaphone geschäftsschädigend.
»Als am Telefon in der ersten Woche ein schnelles Besetzt-Zeichen zu hören war, dachten viele Kunden, dass wir den Hörer daneben gelegt haben«, erzählt Simone Kropius. Daraufhin hätten sich viele an die Mitbewerber gewandt. Seit wenigen Tagen sagt eine freundliche Damenstimme: »Kein Anschluss unter dieser Nummer.« Kropius: »Wir sind daraufhin auch schon angesprochen worden, ob die Firma geschlossen worden sei.«
Dem ist natürlich nicht so. Mit großen Anzeigen im WESTFALEN-BLATT weist Jens Alisch darauf hin, dass der »unfähige Telefonanbieter« noch immer keine Freischaltung der Telefonanlage mit der Nummer 0 52 03/91 97 57 einrichten konnte. Stattdessen bittet der Dachdeckermeister darum, auf seinem Handy mit der Nummer 01 71/6 91 91 65 anzurufen. »Außerdem sind wir noch unter unserer alten Nummer 0 52 03/88 43 30 erreichbar«, fügt Simone Kropius hinzu.
»Herr Alisch hatte zuvor einen ISDN-Anschluss mit drei Nummern. Aus technischen Gründen konnten wir aber nur eine davon freischalten - und das war die 88 43 30«, erklärt Pressesprecherin Tanja Vogt auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes und entschuldigt sich für diesen Fehler im System. Nicht zuletzt auf Grund der Recherchen des WESTFALEN-BLATTes sollte Jens Alisch noch gestern Abend ein persönlicher Kundenbetreuer an die Seite gestellt worden, der sich darum kümmert, dass die Wunschnummer doch noch freigeschaltet wird. »Außerdem werden wir für die nächsten drei Monate die kompletten Telefonkosten für alle Anschlüsse übernehmen«, betonte Tanja Vogt.
Dass das Vodaphone-Prinzip funktioniert, weiß Jens Alisch aus eigener Erfahrung. Denn Zuhause ist seine Telefonanlage ohne Probleme umgestellt worden. Die Mitarbeiter des Wertheraner Vodaphone-Shops hätten sich sehr gut um ihn gekümmert, konnten sein Problem aber nicht beheben, erzählt Jens Alisch. Und weil er in den Call-Centern des neuen Telekommunikationsanbieters nur vertröstet wird, hat der Wertheraner inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Er soll darum kämpfen, dass der Betrieb in Sachen Telefon so schnell wie möglich »wieder ein Dach über dem Kopf« hat. Kropius: »Wir würden auch zurück zu BITel gehen. Hauptsache, wir sind wieder erreichbar.«

Artikel vom 01.02.2007