31.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zum Glück gehört
auch das Unglück

Vhs-Vortrag mit Gerhard Senn

Werther (law). Die Frage nach dem Glück ist eine, die alle Menschen hautnah und existenziell betrifft. Am Montagabend referierte Landeskirchenrat i. R. Gerhard Senn darüber, ob Christen glücklichere Menschen sind. Etwa 50 Besucher folgten der gemeinsamen Einladung der Volkshochschule Ravensberg und der Evangelischen Kirchengemeinde Werther.

»Es lohnt sich darüber nachzudenken: Was macht mich glücklich? Liegt es an mir, kommt es von außen oder muss beides zusammentreffen?«, fragte Gerhard Senn am Montagabend im evangelischen Gemeindehaus Werther.
Der Vortrag war Teil der aktuellen Vhs-Veranstaltungsreihe im Winter zum Thema »Einfach leben - glücklich sein!?«. »Wir haben das Thema bereits aus kabarettistischer und medizinischer Sicht betrachtet«, erzählt Vhs-Leiter Kurt-Ulrich Schäfer. »Uns interessierte aber auch die Frage, was die Religion zum Thema Glück sagt«, erklärt er weiter.
Eine breit gefächerte Antwort hatte der 74-jährige Gerhard Senn darauf. Nach mehreren Definitionen des Glücks mittels einer kleinen Blütenlese aus der Weltliteratur vom Altgriechen Euripides (»Glücklich sind die Besitzenden«) bis zu Bertold Brechts Dreigroschenoper mit dem Zitat »Denn alle rennen nach dem Glück. Das Glück rennt hinterher« reichte die Definitionsspannweite. Doch auch ein Zitat aus der Bibel konnte der Steinhagener den Besuchern präsentieren: Im neuen Testament in der Bergpredigt heißt es: »Glücklich sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.«
Gleichzeitig erklärte Gerhard Senn aber, dass es in der Bibel kaum ein Wort gibt, das treffend mit Glück zu übersetzen sei. Seiner These nach darf das Glück nicht aus dem christlichen Glauben, seiner Dogmatik und seinen ethnischen Konsequenzen ausgeklammert werden. Er erklärt: »Wo der Mensch Erfahrungen mit Gott macht, gehört auch das Unglück in diese Erfahrung des Glückes hinein.«
Auf die direkte Frage, ob Christen nun glücklichere Menschen sind, stellt der Pastor fest: »Die Bibel verwendet an keiner Stelle einen Komparativ, um herauszustellen, dass Christen im Vergleich mit anderen Menschen besser, frommer oder glücklicher sind. Allerdings, so hielt der Theologe fest, besage die Bibel, dass Sinn und Lebensqualität in der Beziehung des Menschen zu Gott zu finden seien. Und das habe auch Auswirkungen auf das Glück der Menschen. »Doch zu dieser Erfahrung gibt es keinen Vergleich. Sie ist singulär«, resümierte der 74-jährige zum Abschluss seines rund 50-minütigen Vortrags.
Im Anschluss bestand für die Besucher Gelegenheit, einen Fragebogen zum Thema des Vortrags auszufüllen und mit dem Referenten zu diskutieren.

Artikel vom 31.01.2007