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Rente mit 67 - Experte
befürchtet Altersarmut

IG Metall - Professor Dr. Ernst Kistler hält Vortrag


Kreis Minden-Lübbecke / Frotheim (KaWe). Rente erst mit 67 Jahren. Das fordert die große Koalition. Und dagegen gehen die Gewerkschaften seitdem auf die Straße. Auch für die IG Metall Minden ist das Thema Rente zentral und daher lud sie jetzt Professor Dr. Ernst Kistler, Direktor des Internationalen Instituts für empirische Sozialökonomie (INIFES), ein. Der Autor des Buches »Die Methusalem Lüge« referierte im Rahmen einer Mitgliederversammlung im Hotel »Birkenhof« in Frotheim.
Unter dem Thema »Rente mit 67 - ein Irrweg«. Die Situation sei nicht so brenzlig, wie oft dargestellt. Es käme heute nicht ein besonders kleiner Teil Erwerbstätiger auf eine große Zahl Erwerbsloser. In den 70-er Jahren hätte eine weitaus ungünstigere Relation geherrscht. Kistler vermutet, dass Deutschland erst 2030 wieder so schlecht da stehen würde wie 1970.
Die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sei auch daher problematisch, dass viele im stressigen Berufsalltag gar nicht so lange durchhalten können., betonte Professor Kistler. Bereits heute schafften es längst nicht alle, bis zum Renteneintrittsalter zu arbeiten. Gründe dafür seien, dass eine Verdichtung der Arbeit und Verlängerung der Arbeitszeit stattgefunden habe.
Wer also seinen Beruf später nicht bis zum Alter von 67 Jahren ausüben kann, müsse mit enormen Einschnitten bei den Rentenzahlungen rechnen. Professor Dr. Kistler befürchtet eine Altersarmut und schließt nicht aus, dass dann wieder Zustände wie noch in den 60-er Jahren herrschen könnten - als viele Frauen kaum eine angemessene Altersversorgung erhielten.
Zu den Hauptarbeitsgebieten von Professor Dr. Ernst Kistler gehören der demographische Wandel. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Sozialberichterstattung. In seinem Buch »Die Methusalem Lüge« räumt er mit zahlreichen Mythen vom »Greisenstaat« Deutschland auf und zeigt an Hand klarer Analysen auf, was das Land wirklich erwartet.
In seinem Buch warnt Professor Kistler: »Teure Senioren und zu wenig Junge, die in Unternehmen für Leistung und Innovation sorgen: Politik und Wirtschaft werden nicht müde, uns vor den drohenden Auswirkungen des Methusalem-Staats zu warnen. Doch Vorsicht: Allzu oft stecken handfeste politische und wirtschaftliche Interessen dahinter, wenn mit verzerrten oder schlicht falschen Extremprognosen Politik gemacht wird.«

Artikel vom 01.02.2007