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»Zukunft der
Innenstadt
in Gefahr«

Gewerbe mahnt vor Übereilung

Von Elke Bösch
Rahden (WB). »Die Zukunft der Rahdener Innenstadt steht in der nächsten Ratssitzung auf dem Spiel.« Davon sind Friedrich-Wilhelm Hohn und Andreas Winkelmann überzeugt.

Vorsitzender und Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft bitten deshalb eindringlich darum, keine Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen. Grund für ihre Warnung ist, dass beide befürchten, ein Umzug des Discounters Lidl an die Eisenbahnstraße, werde irreparable Folgen für die Innenstadt nach sich ziehen. »Wenn dort ein Nebenzentrum entsteht, können immer weitere Ansiedlungen folgen. Die Geschäfte im Zentrum leiden und zahlreiche müssen schlimmstenfalls schließen«, betonen Winkelmann und Hohn.
Beide Geschäftsmänner versichern mit Nachdruck, dass sie den Lidl in Rahden halten möchten - aber eben in der Innenstadt. »Dort stellt der Lidl einen wertvollen Frequenzbringer dar«, führt Hohn aus. »Etwa 800 Kunden suchen den Lidl täglich auf«, nennt Hohn Erfahrungswerte. »Davon kaufen 30 Prozent auch in den Innenstadtgeschäften. Die verlieren wir, wenn Lidl umzieht.«
Auch wundern sich Hohn und Winkelmann, dass die Gutachter der Firma CIMA, die das neue Einzelhandelsgutachten erstellt haben, in Rahden und Minden zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. »Während sie in Rahden den - nach Lidl-Umzug - prognostizierten Kaufkraftverlust von sieben Prozent für nicht innenstadtschädlich erachten, sprechen sie in Minden unter ähnlichen Voraussetzungen dagegen von einer großen Gefahr für die Innenstadt«, berichten Hohn und Winkelmann. Für die beiden steht fest, dass falls der Rat beschließen sollte, dass der Lidl umziehen kann, die Politik damit auch die Weichen für eine Zerstörung der Innenstadt Rahdens stellt.
»Es muss einfach ein Konzept her, dass dem Lidl die gewünschte Erweiterung möglich macht, ohne dass er auf die grüne Wiese geht«, hoffen Winkelmann und Hohn. Andere Städte hätten inzwischen begriffen, dass die Ansiedlung von Märkten und Discounter außerhalb der Innenstädte ein Fehler gewesen sei und setzten alle Hebel in Bewegung, um Frequenzbringer ins Zentrum zurückzuholen.
»Der Kaufkraftabfluss aus der Innenstadt kann auch nicht durch die Entstehung neuer Verkaufsflächen, wie dem Neubau des Penny und dem neuen Fachmarktzentrum mit Spielwaren und Drogerie im Kaufhauscharakter an der Weher Straße aufgefangen werden«, betonen Hohn und Winkelmann. Und außerdem sei der Standort »Deerberg« gestorben, wenn das Fachmarktzentrum entstehe und der Lidl die Innenstadt verlasse. »Wir hoffen jetzt, dass die Politik die Pläne sorgfältig überdenkt, mit dem Lidl und den Investoren das Gespräch sucht, um eine andere Lösung zu finden. »Wenn zum Beispiel - wie schon einmal angedacht, aber vom Rat schließlich verworfen - doch die Variante greift, dem Lidl am jetzigen Standort die Erweiterung zu ermöglichen und dafür unter anderem das Spengemann'sche Haus abzureißen«, schlagen Hohn und Winkelmann vor.

Artikel vom 01.02.2007