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Nettelstedter
ab März mit
Doppelspitze

Zwei Pfarrer betreuen Gemeinde

Von Julia Kleinschmidt
Nettelstedt/Gehlenbeck (WB). Zwei selbstständige Kirchengemeinden, zwei Presbyterien, ein Pfarrer: Von März an ist Christoph Fischer aus Gehlenbeck auch für die Kirchengemeinde in Nettelstedt zuständig. Unterstützt wird er dabei von Dagmar Kelle, Pfarrerin im Entsendungsdienst. Einzelheiten erfuhren die Nettelstedter am Montag im Zuge einer Gemeindeversammlung.

»Hausgemachte Strukturprobleme« und zwar vor 20 Jahren schon, sieht Superintendent Dr. Rolf Becker als Ursache für die Finanzmisere. »Auf einen Satz gebracht: Obwohl die Gemeindegliederzahl kontinuierlich zurückgegangen ist, wurde das Bodenpersonal kontinuierlich aufgestockt«, erklärte Becker, »unverantwortlich viel«. Und dabei habe man nicht daran gedacht, dass die Beschäftigten auch bezahlt werden müssen.
Um die Zahl der nötigen und bezahlbaren Pfarrstellen planen zu können, hat der Kirchenkreis einen Ausschuss ins Leben gerufen, der bereits auf der Kreissynode im Oktober 2004 einen Kriterienkatalog für die Bemessung einer Pfarrstelle vorstellte, »das gerechteste System in der ganzen Westfälischen Kirche«, wie man den Lübbeckern bestätigt habe, betonte Becker. Danach steht der Kirchengemeinde Nettelstedt eine 75-prozentige Stelle zu. Durch den Weggang von Pfarrer Rüdiger Müller im August sieht der Kirchenkreis nun Sparpotenzial - denn der Umfang von sieben Pfarrstellen muss laut Synodenbeschluss bis 2010 abgebaut werden.
Pfarrer Christoph Fischer, der sich mit seiner Frau Barbara in Gehlenbeck eine Stelle teilt, übernimmt ab März zusätzlich 50 Prozent in Nettelstedt, für die übrigen 25 Prozent sorgt Dagmar Kelle, Pfarrerin im Entsendungsdienst. Diese Form der pfarramtlichen Verbindung sieht die Kirchenordnung seit 1953 vor.
»Natürlich können wir keine fertigen Patentrezepte in der Tasche haben«, bekräftigten Christoph Fischer und Dagmar Kelle bei ihrer Vorstellung einmütig. Zunächst gehe es also darum, sich einen Überblick über die Situation in der Gemeinde zu verschaffen. Dagmar Kelle zeigte sich zunächst erfreut über die große Resonanz im Gemeindehaus. »Ich bin sehr gespannt auf diese Region. Nettelstedt ist eine große Gemeinde mit ganz viel Potenzial«. Dieses Potenzial zu fördern und stark zu machen, hat sie sich gemeinsam mit Christoph Fischer zur Aufgabe gemacht - trotz der jetzt nur noch 75-prozentigen Pfarrstelle. Die 29-Jährige, die gerade vor vier Wochen geheiratet hat, stammt gebürtig aus Münster und wuchs in Greven auf. Nach Studium in Münster und Vikariat in Coesfeld zog es sie nach Berlin, wo sie 2006 ihr zweites Examen ablegte. Bald will sie nach Lübbecke umziehen.
Pastor Michael Tiemann-Piotrowski, der die Gemeinde bis März vorübergehend betreut, bewertet die neue Lösung positiv: »Zwei können mehr als einer. Zwei Menschen haben mehr Qualitäten, als einer jemals haben kann. Nutzen Sie die Möglichkeit und Chance, eine Doppelspitze zu haben.« Die Einführung mit Abendmahlsgottesdienst findet übrigens am 4. März statt.
Jugendreferent Dieter Riechmann, der seit Sommer 2006 offiziell für die Region Lübbecke zuständig ist, gab abschließend einen kurzen Überblick über seinen Arbeitsschwerpunkt. Einmal im Monat statt wie früher wöchentlich treffen sich die Kinder im Gemeindehaus, um gemeinsam zu spielen und Spaß zu haben. »Wir haben dies inzwischen dreimal angeboten. Und mit durchschnittlich 24 Kindern wurde die Veranstaltung sehr gut angenommen«, erklärte Riechmann. Bei seinen Aufgaben könne er sich glücklich schätzen, in Nettelstedt auf einen Mitarbeiterstamm von etwa zwölf Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu zählen. Nachdem zunächst die Kinder der Gemeinde im Mittelpunkt stehen, müsse es der zweite Schritt sein, sich mit den Jugendlichen zu beschäftigen, »das muss wachsen«.

Artikel vom 31.01.2007