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Asphalt-Pisten werden zur Vermögenssache

Stadt stellt jeden Quadratmeter Straßenfläche auf den Prüfstand

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). In Versmold liegt das Geld mit Sicherheit nicht auf der Straße. Trotzdem ist der Asphalt unter den Füßen Millionen wert. Wie viel -Êdas rechnen momentan Mitarbeiter der Stadtverwaltung akribisch zusammen. Das »Neue Kommunale Finanzmanagement« macht es nötig.

Die Stadt führt ihr Haushaltsbuch vom kommenden Jahr an nach kaufmännischen Gesichtspunkten. »Dafür müssen wir natürlich unser sämtliches Vermögen erfassen und bewerten«, sagt Kämmerer Andreas Pöhler. Und dazu zählen eben nicht nur Häuser und Grundstücke, sondern auch die Straßen. Pöhler rechnet mit einem Wert von »vielen, vielen Millionen Euro«.
Doch was sind die Asphalt-Pisten, Bürgersteige, verkehrsberuhigte Bereiche und Plätze im Einzelnen wert? Mit »Pi mal Daumen«-Bewertungen ist es nicht getan: Das 270 Kilometer lange Straßennetz nehmen die Straßenbau-Ingenieure Ralf Meiertoberens und Thomas Wiese noch drei Monate lang unter die Lupe. Anwohner sollten sich also nicht darüber wundern, wenn die beiden zu Fuß oder im Wagen jeden einzelnen der rund 1500 von den Fachleuten gebildeten Straßenabschnitte erfassen.
Was die Herstellung der einzelnen Straßen und Wege gekostet hat, ist vielfach gar nicht mehr bekannt. »Als Basis nehmen wir den heutigen Preis«, erläutert Ralf Meiertoberens. Entscheidend ist der Ausbaustandard -Êauch im Untergrund. »Dann bewerte ich, ob es beispielsweise Netzrisse, Setzungen und Verschleißspuren gibt.« Anschließend erhält der Straßenabschnitt eine Schulnote für seinen Zustand. Eine »Eins« gibt es für eine mängelfreie oder neu ausgebaute Straße, eine »Sechs« gibt es für Abschnitte mit starken, flächenhaften Schäden. »In diese Kategorie würde etwa der vordere Abschnitt der Kämpenstraße gehören.«
Ortsteil für Ortsteil, von Sackgassen zu verkehrsberuhigter Straßen mit Grünstreifen arbeiten sich die Mitarbeiter der Stadtverwaltung seit November vor -Êneben dem normalen Arbeitspensaum -Êund werden dabei natürlich auch von Anwohnern angesprochen. »Meist heißt es dann gleich: Die Straße wird ausgebaut!« Dem ist natürlich nicht so. Der positive Nebeneffekt der Straßenbewertung: Die Verwaltung erhält neben den regelmäßigen Kontrollfahrten des Bauhofes einen umfassenden Überblick über den Zustand der Straßen. Dabei geht die Stadt auch gerne Hinweisen aus der Bevölkerung nach.
»Wir benötigen dringend ein Sanierungskonzept, wann wir welche Straße in Angriff nehmen müssen«, sagt Fachbereichsleiter Hartmut Lüdeling. Jede Straße benötige alle 25 Jahre einen neuen Deckenüberzug, sieben bis acht Kilometer wären so jedes Jahr in Versmold an der Reihe. »Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln schaffen wir nur 300 bis 400 Meter.« Zwar gelinge es, die Straßen mit »Flick« auszubessern. »Die Wirtschaftlichkeit bleibt dabei jedoch auf der Strecke.«

Artikel vom 31.01.2007