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»Wilde Fußballer« in
die Vereine integrieren

Informations-Veranstaltung mit Horst-Dieter Knüppel

Altkreis (star). Ein April-Scherz zu Beginn des Jahres - daran dachten viele heimische Fußballer, als sie von den Ideen des Deutschen Fußball-Bundes hörten. Präsident Theo Zwanziger hatte in einem Interview angeregt, ab 2008 in allen Kreisligen mit nur noch neun Kickern zu spielen. Während einer Informationsveranstaltung des Fußballkreises Bielefeld/Halle nahm nun der Kreisvorsitzende Horst-Dieter Knüppel zu diesem Thema Stellung.

»Da ist einiges missverstanden worden. Diese Äußerungen sind im übertragenen Sinne zu deuten. Es macht ja überhaupt keinen Sinn, auf Neunermannschaften umzustellen. Damit gewinnen die Vereine keine neuen Mitglieder. Und darum geht es ja«, beruhigte Knüppel die Vereinsvertreter. Hintergrund des DFB-Entwicklungsplanes ist der aktuelle Rückgang an Aktiven und Mannschaften bzw. die demographische Entwicklung der Bevölkerung. »Immer weniger Kinder bedeuten auf Dauer immer weniger Erwachsene, die als Spieler zur Verfügung stehen«, erklärte Knüppel. Freizeitsport ohne Satzungen, Vorschriften und feste Trainingszeiten nimmt dagegen eine immer größere Bedeutung ein. Etwa sechs Millionen in Vereinen organisierten Kickern stehen sechs Millionen unorganisierte Fußballer gegenüber, die etwa in »Wilden Ligen« auf Torjagd gehen -Êein riesiges Potenzial. Um solche Spieler zu gewinnen, müssen Vereine ihre Angebote optimieren. Knüppel: »Im Winter gibt es Altligarunden, doch im Sommer liegt zum Beispiel der Bereich Kleinfeldfußball brach. Eine Idee ist eine Liga für Spieler, die just for fun kicken wollen. Somit werden weniger ambitionierte Vereinsspieler motiviert zu bleiben und vielleicht neue Mitglieder gewonnen.« Solche und andere Ideen will der heimische Fußballkreis in einer Projektgruppe vertiefen. Bei der Sitzung in den Vereinsräumen des SC Halle sagten spontan Eckard Lohmann (TuS Langenheide) und Frank Strathkötter (Spvg. Versmold) ihre Unterstützung zu.
Die demographische Entwicklung wirkt sich auch auf das Ehrenamt aus. Umso wichtiger ist es für Vereine, die vorhandenen Mitarbeiter zu binden und »Neuzugänge« für die Arbeit zu begeistern. »Dazu gehört auch, dass man einem künftigen F-Jugend-Trainer genau erklärt, was auf ihn zukommt: Dass er auch Elternabende einberufen und als Schiedsrichter aushelfen muss. Macht man das nicht, ist die Gefahr viel größer, dass er schnell das Handtuch wirft.« Möglich sei es auch, die Ämter auf die Kandidaten zuzuschneiden, indem einige Aufgaben ausgeklammert werden. Zum Thema »Stärkung des Ehrenamtes« bietet der Fußballkreis ebenso ein Seminar an wie zu den Bereichen Finanzen, Steuern, Spielberechtigung, Sponsoring, moderne Vereinsstrukturen.
Knüppel schnitt bei der Informationsveranstaltung noch andere Themen an, die in Zukunft auf die Vereine zukommen (können). So gibt es Pläne der EU, das System der Gemeinnützigkeit für Vereine zu kippen. »Jede verkaufte Bratwurst müsste dann versteuert werden«, so Knüppel. Der scheidende Kreisvorsitzende will aber kein düsteres Zukunftsbild malen, sondern vielmehr die Sinne der Vereinsvertreter für die kommenden Herausforderungen schärfen und ihnen Unterstützung zusagen: »Der DFB und seine Unterorganisationen wollen helfen, die erwähnten Probleme zu meistern.«

Artikel vom 01.02.2007