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Industriellen-Villa
unter dem Hammer

Immer mehr Zwangsversteigerungen im Altkreis Halle

Von André Best
Altkreis Halle (WB). Sie sind des einen Freud und des anderen Leid: Die Chance, sein Traumhaus zum Schnäppchenpreis zu erwerben, ist nirgendwo so groß wie bei einer Immobilien-Zwangsversteigerung. In Halle kommen in den nächsten Wochen einige Wohnhäuser aus dem Altkreis unter den Hammer - auch eine Industriellen-Villa.

Und die kann sich sehen lassen: Laut Wertgutachten handelt es sich bei dem Objekt in der Knetterhauser Straße 60 in Versmold um ein Einfamilienhaus mit Anbau (Garagen, Geräteraum, Kaninchenstall) aus den Jahren 1973 (Wohnhaus) und 1992 (Anbau). Die Wohnfläche beträgt 239 Quadratmeter, die sehr gepflegte Gartenanlage ist 10 335 Quadratmeter groß. Hier hat zuletzt der Inhaber eines großen fleischverarbeitenden Unternehmens aus Versmold gelebt. Der Verkehrswert beträgt laut Gutachten 412 000 Euro. Das Haus kommt am Freitag, 16. März, im Amtsgericht Halle unter den Hammer.
Ebenfalls versteigert wird ein teilunterkellertes Einfamilienhaus (Baubeginn 2004) mit Einliegerwohnung und ausgebautem Dachgeschoss. Das Objekt im Künsebecker Wohngebiet Neuer Kamp ist noch nicht fertig gestellt. Ein großer Teil der Arbeiten ist in Eigenleistung erbracht worden, zum Teil mit fachlichen Mängeln. Die Wohnfläche beträgt 203 Quadratmeter. Das Gericht legte den Verkehrswert mit 166 000 Euro fest.
Interessant könnte ein Einfamilienhaus mit Doppelgarage im Schwarzbachtal 37 in Werther sein (Baujahr 1981). Die Wohnfläche beträgt 184 Quadratmeter. Das Dachgeschoss ist ausgebaut, das Haus teilweise unterkellert. Der Verkehrswert wurde vom Gericht auf 315 000 Euro festgesetzt.
Wer lieber einen Imbissbetrieb in Versmold ersteigern möchte, ein Auge auf ein Zweifamilienhaus in Halle hat oder interessiert ist an älteren Objekten in Steinhagen, wird auf der Internetseite www.zvg.nrw.de vielleicht fündig.
Wie funktioniert eigentlich das Bieten? Liegt das höchste Gebot beim so genannten Ersttermin über 70 Prozent des Verkehrswerts, geht die Immobilie an den Meistbietenden. Bei weniger als der Hälfte verweigert der Rechtspfleger den Zuschlag. Das geschieht zum Schutz des Schuldners. Liegt das Gebot zwischen 50 und 70 Prozent des Verkehrswerts, entscheidet die Gläubigerbank, ob sie das Angebot annimmt oder nicht. Wird beim Ersttermin kein Ergebnis erzielt, wird ein neuer Versteigerungstermin angeordnet, bei dem es keine Grenzen mehr gibt.
Zwangsversteigerungen haben heute nichts Anrüchiges mehr, im Gegenteil: Sie haben sich als interessante Alternative zum Kauf etabliert. Hier kann man Häuser, Eigentumswohnungen und Grundstücke oft erstaunlich preiswert erwerben, so dass auch Kaufinteressenten mit wenig Kapital zu ihrem Eigenheim kommen können.
92 500 Eigenheime, Wohnungen und Geschäftshäuser mussten im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen verkauft werden, weil die Besitzer ihre Schulden nicht begleichen konnten. Damit hat sich die Zahl in den vergangenen vier Jahren verzehnfacht.
In Halle werden jedes Jahr etwa 70 neue Angebote an Immobilien verkauft. Hinzu kommen die ständig wiederkehrenden Objekte, zum Beispiel Eigentumswohnungen der Sandkamp-Hochhäuser. Rechtspfleger am Amtsgericht Halle sind Marc Kemper und Dirk Pantz.
Weitere Tipps und Hinweise gibt es im Internet unter der Adresse www.zwangsversteigerungen.net, aber auch beim Amtsgericht Halle unter der Rufnummer 0 52 01 /81 32 57 oder -56.

Artikel vom 30.01.2007